Paradise Papers -
Die Schattenwelt des großen Geldes

Ein Füllhorn für die Töchter

Als der Pharma-Milliardär Curt Engelhorn sein Vermögen verschenkt, führt das zu einem der größten Steuerverfahren Deutschlands. Die Paradise Papers lassen nun vermuten: Damals wurde nur die halbe Wahrheit verhandelt.

Von Mauritius Much, Bastian Obermayer und Nicolas Richter - 05. November 2017

Mit 80 Jahren, "in der Endzeitstimmung des Alters", wie er es nennt, blickte der Milliardär Curt Engelhorn mit Stolz auf sein Leben zurück. Aber eben auch mit Bedauern. Die Töchter, beide aus dritter Ehe, "hatten es auch nicht gerade einfach", schrieb er in seinen Memoiren, die er zu seinem Geburtstag im Freundeskreis verteilte. Seine Ehe sei damals schon in einem desolaten Zustand gewesen, was "mit Sicherheit für die Entwicklung der Mädchen wenig förderlich war".

Wenigstens finanziell sollen sich Elisabeth und Carolin keine Sorgen machen müssen, und so lässt Engelhorn ihnen über verschiedene Trusts im Ausland ein Millionenvermögen zukommen. Gerade damit brockt er ihnen allerdings massiven Ärger ein, der in einen spektakulären Steuerfall mündet, in eines der größten Steuerstrafverfahren, das Deutschland je gesehen hat. Die Trusts, um die es geht, sind Stiftungen ähnlich und dienen nicht selten dazu, Steuern zu sparen. So lautet zunächst auch der Verdacht gegen die beiden Töchter Engelhorn: Hinterziehung von 440 Millionen Euro Schenkungsteuer. Im Oktober 2013 werden beide in München festgenommen und ins Gefängnis gebracht. Die Fahnder sind, nach einem Jahr Recherche, davon überzeugt, dass die Milliardärstöchter die Geldgeschenke ihres Vaters nicht versteuert haben, obwohl sie beide in Deutschland steuerpflichtig sind.

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