Paradise Papers -
Die Schattenwelt des großen Geldes

Die Firma

Die Kanzlei Appleby organisiert Briefkastenfirmen - sauber und professionell, wie sie sagt. Doch neben Konzernen wie Nike gehörten auch Kriminelle zu ihren Kunden

Von Elisabeth Gamperl, Frederik Obermaier, Bastian Obermayer, Nicolas Richter und Vanessa Wormer - 05. November 2017

Robert Woods ist außer sich. In der internationalen Kanzlei Appleby hat der ehemalige Polizist dafür zu sorgen, dass Regeln und Gesetze eingehalten werden. Jetzt, im Juli 2014, erfährt Woods, dass die auf Briefkastenfirmen spezialisierte Kanzlei wenige Monate zuvor den Auftrag eines dubiosen Kunden angenommen hat. Der Geschäftsmann hatte afrikanische Diamanten vertrieben und bereits 160 Millionen Euro an die belgischen Behörden zahlen müssen, um ein Ermittlungsverfahren wegen illegalen Edelsteinhandels zu beenden. "Die Vorwürfe sind äußerst ernst und haben mit Blutdiamanten zu tun", schreibt Woods an einen Kollegen. "Warum hat mich niemand unterrichtet?"

Woods stimmt am Ende zu, den Mandanten zu behalten. Wegen des Handels mit Diamanten gehe die Kanzlei zwar ein hohes Risiko ein, aber es gebe auch gute Gründe, mit ihm im Geschäft zu bleiben. Allerdings sieht Woods in dieser Episode einen klaren Verstoß gegen die internen Vorschriften, ausdrücklich rügt er einen "Verfahrensfehler". Er mahnt seine Kollegen eindringlich, Profitgier nicht über Verantwortung zu stellen. "Was passiert ist, ist passiert. In Zukunft sollten wir aber bitte versuchen, dass wir uns vom Geldverdienen nicht den Verstand vernebeln lassen", warnt Woods seine Kollegen.

Die Kanzlei Appleby steht im Zentrum der Das sind die Paradise PapersParadise PapersDas sind die Paradise Papers; ein Großteil der Daten, die der SZ zugespielt und von Hunderten Journalisten weltweit ausgewertet wurden, stammt aus dieser Kanzlei - rund 6,8 Millionen Dokumente. Appleby ist führendes Mitglied des "Offshore Magic Circle", eines weltweiten Netzwerks von Rechtsanwälten, Beratern und anderen Managern, die Firmen in Steueroasen betreuen. Dieses Geschäft nennt man Offshore-Geschäft, weil es zumeist abseits der Küsten, auf entlegenen Inseln, stattfindet. Appleby unterhält mit ihren mehr als 470 Angestellten Büros in so gut wie jeder wichtigen Steueroase in Europa, Asien, der Karibik oder Afrika.

Neben den Bermudas, den Kaimaninseln und den Britischen Jungferninseln sind die wichtigsten Standorte die Isle of Man und Jersey.

Zu Applebys Kunden gehören unter anderen große Banken und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. In ihrer Eigendarstellung präsentiert sich die Kanzlei, die mehr als 100 Millionen Dollar Jahresumsatz meldet, als Marktführer der Offshore-Industrie

Appleby ist stolz auf Auszeichnungen wie die der "Offshore-Kanzlei des Jahres 2015", verliehen vom Juristen-Branchendienst "Legal 500", und darauf, das Geschäft mit Briefkastenfirmen angeblich absolut sauber und professionell zu betreiben. Zu ihren Kunden gehören Prinzessinnen, Premierminister und Hollywoodstars genauso wie einige der reichsten Oligarchen der Welt, aus Russland, dem Nahen Osten, Asien und Afrika.

Um den guten Ruf zu wahren, lädt die Kanzlei ihre Mitarbeiter immer wieder zu internen Schulungen ein. Im September 2013 zum Beispiel bereitet der damalige Appleby-Mitarbeiter Adrian Alhassan eine Powerpoint-Präsentation vor, um seine Kanzlei-Kollegen auf den Kaimaninseln vor den Tücken des Geschäfts zu warnen. Die Kanzlei residiert in der Hauptstadt George Town in einem schmucken, cremefarbenem Gebäude samt Büroturm, verziert mit allerhand Säulen und blauen Fenstern. Ein auffallend repräsentativer Firmensitz im Vergleich zu den weitgehend sachlichen Bauten rundum, in denen ebenfalls eine Reihe von Finanzdienstleistern und Niederlassungen großer Banken sitzen, die dort Milliarden verwalten.

Nur ein paar Schritte weiter liegt das andere George Town, bunt und karibisch-verspielt, in dem einheimische Führer Touristengruppen auf Boote bugsieren und bei Reggae-Musik zum Stachelrochenstreicheln auf eine vorgelagerte Sandbank fahren. Da sausen einem dann kleine glitzernde Fische zwischen den Füßen hindurch, und streckt man die Hände ins Wasser, schmiegen sich die großen Rochen tatsächlich daran. Sie haben nur einen ziemlich fiesen Stachel, der einen übel erwischen kann, aber die Jungs auf den Booten lachen nur: Hier wird fast nie jemand gestochen, sagen sie. Man müsse halt aufpassen.

teutopress/imago

Unweit der Appleby-Niederlassung auf den Kaimaninseln liegt das andere George Town, bunt und karibisch-verspielt.

Adrian Alhassan hat in seiner Präsentation eine ähnliche Botschaft für seine Zuhörer: Solange man aufpasst, passiert auch keinem was. Es geht darum, wie sich Appleby vor kriminellen Kunden schützt und was geschieht, wenn diese nicht erkannt oder ignoriert werden. Wer nämlich wissentlich einem Geldwäscher helfe, könne unter Umständen selbst als Geldwäscher belangt werden. Im schlimmsten Fall folge daraus Gefängnis für Einzelne und sogar der Ruin der Kanzlei. Mit Grausen denken sie bei Appleby an die Wirtschaftsprüfungskanzlei Arthur Andersen, die im Jahr 2002 wegen ihrer Verstrickung in den amerikanischen Enron-Skandal faktisch unterging.

Alhassans 65 Seiten lange Präsentation, die Teil des Datenbestands der Paradise Papers ist, erinnert an die Grundregeln und Gefahren des Geschäfts: das Gründen und Verwalten von undurchsichtigen Firmen in Steuerparadiesen für reiche Einzelpersonen und Unternehmen. Immer wieder warnt Alhassan: Kriminelle jeglicher Couleur nutzten anonyme Briefkastenfirmen für ihre Zwecke - und Appleby dürfe sich nicht zur Komplizin machen. "Zu 80 Prozent wird die Schlacht an der Pforte gewonnen oder verloren", ist in der Präsentation zu lesen, und, "wenn wir die falschen Kunden hereinlassen, gehen wir sehenden Auges unter". Man muss schon aufpassen.

Das Problem ist: Appleby hat längst eine Menge falscher Kunden hereingelassen. Etliche davon - unter ihnen korrupte Politiker, mit Sanktionen belegte Geschäftsleute, verurteilte Steuerhinterzieher - finden sich in den Paradise Papers. Alhassan listet besonders prägnante Beispiele auf: ein mutmaßliches Mitglied der chinesischen Mafia, einen ausgelieferten Betrüger aus Mexiko und einen später ermordeten Kunden, dessen Geld wohl aus Verbrechen stammte. Auch habe Appleby jemandem, der als Terrorist auf der "Ten Most Wanted"-Liste der US-Bundespolizei FBI stand, geholfen, einen Trust zu verwalten. Über diese besonders heiklen Kunden will Appleby, so steht es auf der Folie der Präsentation, interne und externe Meldungen an Aufsichtsbehörden erstattet haben.

Es hat bei Appleby im Laufe der Zeit etliche Nachlässigkeiten gegeben. Im Jahr 2006 gelangt die Kanzlei zu dem Ergebnis, dass allein die Filiale auf den Kaimaninseln mehr als 600 ihrer rund 3600 Kunden als "nicht regelkonform" betrachtet - also etwa ein Sechstel. Das kann bedeuten, dass für diese Kunden keine aktuellen Ausweisdokumente oder Kontaktdaten vorliegen. Es könnten fiktive Personen sein, hinter denen sich Kriminelle verbergen, die auf diese Weise Briefkastenfirmen für ihre Zwecke nutzen könnten. Ermittler hätten keine Chance, ihnen auf die Spur zu kommen. Appleby erklärt die hohe Zahl der nicht regelkonformen Kunden mit den eigenen hohen Standards: Die Regeln seien so streng, dass schon ein abgelaufenes oder nicht ordentlich beglaubigtes Dokument für den Status "nicht regelkonform" ausreiche.

action press

In den Appleby-Präsentationen taucht mehrfach dieses Motiv aus der TV-Mafiaserie "The Sopranos" auf.

Fünf Jahre später, 2011, stellt Compliance-Chef Robert Woods eine Powerpoint-Präsentation zusammen, in der das Problem zum Beispiel mit einem Bild aus der TV-Mafiaserie "The Sopranos" illustriert wird und verschiedene Nachlässigkeiten und Regelverstöße geschildert werden. Es gebe zum Beispiel einen Fall mutmaßlicher Terrorfinanzierung, da verwalte Appleby Hunderttausende Euro, die "definitiv belastet" seien. In einem anderen Fall habe sich Appleby von einem Mandanten bezahlen lassen, der eine Immobilie in London kaufen wollte, ohne dass ihn die Kanzlei ordentlich nach der Herkunft des Geldes gefragt habe. Später habe sich herausgestellt, so gibt es Chefaufpasser Woods in der Präsentation selbst zu, dass das Geld von einem früheren pakistanischen Staatsdiener gekommen sei, der in seiner Heimat angeblich Steuergelder veruntreut hatte und damit "unserem Geschäft mutmaßlich aus Korruption stammendes Geld zugeführt hat".

Applebys oberster Regelhüter kommt in seiner Präsentation zu folgendem Ergebnis: "Der Mist, den wir annehmen, ist teilweise echt atemberaubend." Bei Appleby heißt es auf Anfrage, "Mist" beziehe sich nicht auf die Neukunden selbst, sondern auf die mangelnde Qualität zum Beispiel von vorgelegten Passfotos oder auf unleserliche Adressnachweise.

Die Süddeutsche Zeitung und ihre Partner unter dem Dach des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) haben Appleby mit den verschiedenen Vorwürfen konfrontiert - allein mit 63 konkreten Fragen zu Verstößen gegen Geldwäscherichtlinien und andere essenzielle Geschäftsregeln. Die Verantwortlichen der Kanzlei antworteten lediglich mit einem allgemeinen Schreiben, aus dem jedoch nicht zitiert werden soll. Darauf folgten ein zweites und ein drittes Schreiben - aber kaum Antworten auf die Fragen. Auch ein persönlicher Besuch bei der Appleby-Niederlassung auf der Isle of Man, einem der wichtigsten Standorte, half nicht weiter. Später lud Appleby zwei Erklärungen auf ihre Website. Darin heißt es, es gebe keine Beweise für ein Fehlverhalten der Kanzlei oder ihrer Kunden. Ferner erklärte Appleby, Opfer eines Cyberangriffs geworden zu sein.

Appleby unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca, die im Mittelpunkt der Enthüllungen durch die Panama Papers im vergangenen Jahr stand. Zum einen erzielt Appleby einen signifikanten Teil seines Umsatzes außerhalb des Geschäfts mit Briefkastenfirmen in Steueroasen: Die Anwälte Applebys setzen zum Beispiel Testamente auf, vertreten Kunden vor dem Arbeitsgericht oder in Scheidungsfällen. Sie helfen dabei, Häuser, Flugzeuge und Schiffe zu kaufen - und zwar so, dass möglichst wenig Steuern anfallen.Auch vertritt Appleby internationale Kunden wie etwa Nike, Facebook oder den Rohstoffhändler Glencore, arbeitet also auch für einige der größten Konzerne überhaupt. Und anders als bei Mossack Fonseca, die eher wenige Kunden in den USA hatten, stammt der Großteil der Appleby-Mandanten aus Nordamerika - und zwar aus buchstäblich allen US-Staaten.Schließlich rühmt sich Appleby, im Gegensatz zu Mossack Fonseca, oft damit, dass die Kanzlei eben besonders sauber und seriös arbeite.In einem Schreiben heißt es, Appleby zahle jedes Jahr viel Geld für hochwertige Compliance. Dass dabei Schwachpunkte entdeckt und aufgearbeitet worden seien, zeige nur, wie sorgfältig Appleby vorgehe.

Quelle: Paradise Papers

Die Daten zeigen, mit wem die Kanzlei Appleby in Verbindung steht.

Die Millionen internen Dokumente, die der SZ zugespielt wurden, ziehen diese Darstellung allerdings massiv in Zweifel. Sie zeigen, wie selbst diese prestigeträchtige Kanzlei Geschäfte mit Gesetzesbrechern oder mit Sanktionen belegten Oligarchen gemacht hat. Die E-Mails, Abrechnungen, Bank- und Gerichtsdokumente und weitere Dateien geben Einblicke in die interne Organisation der Kanzlei von den 1950er-Jahren bis 2016. Sie belegen zweierlei. Erstens: Wie manche Kunden Briefkastenfirmen benutzen, um kriminelles Verhalten zu vertuschen oder Geld aus dubiosen Quellen zu verstecken. Zweitens: Wie globale Unternehmen wie Apple, Facebook, Caterpillar oder Nike im großen Stil Steuern vermeiden, indem sie sich Schlupflöcher und hochkomplexe juristische Strukturen zunutze machen.

Gegründet wird Appleby 1898 in der britischen Kronkolonie Bermuda, als Privatkanzlei von Major Reginald Appleby. Der Tee trinkende, Cricket spielende und Flinten schießende Jurist wird Generalstaatsanwalt der Inseln. Als Major Appleby 1924 in See sticht, um in England seinen Urlaub zu verbringen, sagt die örtliche Zeitung The Royal Gazette & Colonist Daily voraus, dass in seiner Abwesenheit die Verbrechensrate ansteigen werde. Und als sich das Parlament im Juli 1940 trifft, um über die Einführung einer Einkommensteuer auf den Inseln zu debattieren, da spricht sich Appleby für die Sache derer aus, "die auf jegliche Einkommensteuer schauten wie auf die letzte Raffinesse der Folter, der um jeden Preis widerstanden werden müsste". So kommt es: Bermuda widersteht, und erfreut Einheimische wie Ausländer bis heute mit einem Steuersatz von null Prozent. Im Jahr 2015 hat Appleby seine Treuhandsparte verkauft, diese firmiert nun unter dem Namen Estera.

Als die Welt im vergangenen Jahr auf Mossack Fonseca und die Panama Papers schaute, versuchten Vertreter der Finanzlobby eilig, den Skandal mit der "Rotten Apple"-Strategie zu marginalisieren: Mossack Fonseca sei halt der faule Apfel im Korb, die Steueroasen-Industrie an sich aber sauber. Nach dieser Recherche muss der Schluss vielmehr heißen: In der Welt der Briefkastenfirmen treiben sich derart viele Figuren mit dreckigen Händen herum, dass fast jeder, der in dieser Branche arbeitet und den Kunden, Vermittlern und Anbietern geschäftlich die Hand reicht, irgendwann selbst Schmutz an den Fingern hat. "Wenn es selbst der 'Offshore Magic Circle' falsch macht, muss man annehmen, dass das gesamte Offshore-Finanzsystem Probleme hat. Diese Firmen sind das Herz des Offshore-Systems. Wenn sie verdorben sind, ist das ganze System verdorben", sagt John Christensen vom Tax Justice Network, einer unabhängigen Organisation, die gegen Steuerflucht und Steueroasen ankämpft.

Ein interner Bericht listet viele Fehler auf

Ein Prinzip, dem Appleby offenkundig gerne folgt, ist das der Drehtür: Die Recherchen zeigen, dass zahlreiche Appleby-Mitarbeiter zuvor bei wichtigen Regierungsstellen verschiedener Steueroasen gearbeitet haben - und umgekehrt. Zum Beispiel der bereits erwähnte Mitarbeiter Adrian Alhassan - er war, bevor er zu Appleby stieß, Mitarbeiter der Finanzaufsicht auf den Bermudas. Für das Jahr 2014 wirft genau diese Behörde dem dortigen Appleby-Büro massive Versäumnisse vor. In ihrem vernichtenden Bericht machen die Prüfer neun Bereiche aus, in denen sie von Appleby mit großer Dringlichkeit Veränderungen fordern - darunter die Risikoeinschätzung im Bereich Geldwäsche und Terrorfinanzierung.

Die Ermahnung ist weder die erste noch die einzige. Interne Powerpoint-Präsentationen wecken zwischen 2007 und 2015 immer wieder Zweifel daran, ob Appleby genug über Identität und Geschäftsgebaren ihrer Mandanten weiß. 2012 heißt es in einer Präsentation: "Wir sind exponiert. Wir könnten besser sein." Am Ende einer internen Untersuchung 2008 auf den Kaimaninseln heißt es, die Wahrscheinlichkeit, gegen Gesetze und interne Regeln zu verstoßen, sei "hoch".

Gleichzeitig wird Appleby immer wieder von den Aufsichtsbehörden gerügt. Im Jahr 2015 beklagt die Bermuda Monetary Authority nach einer Untersuchung unter anderem, dass die Kanzlei zu wenig über die Herkunft des Geldes ihrer Kunden wisse. Auch habe Appleby frühere Empfehlungen der Behörde nicht umgesetzt. Im Jahr 2013 moniert die Aufsichtsbehörde der Britischen Jungferninseln, dass Appleby in gleich mehreren Bereichen nicht oder nur teilweise regelkonform operiere; die Aufseher rügen unter anderem den laschen Umgang mit "politisch exponierten Personen", diese würden nicht oft genug überprüft.

Chris7turner/CC BY-SA 4.0

Der Iraker Abdul Hamid Dhia Jafar war seit 1984 Kunde von Appleby.

Ein besonders bemerkenswerter Fall ist der des Irakers Abdul Hamid Dhia Jafar, Besitzer des Ölkonzerns Crescent Petroleum und Appleby-Kunde seit 1984. Obwohl es immer wieder Gerüchte über Jafars Nähe zum irakischen Diktator Saddam Hussein gibt, stellt Appleby erst im Jahr 2013 fest, wie eng der Mann mit dem einstigen Regime verbunden war; er ist etwa der Bruder des Mannes, der einst für Saddam Hussein das Atomwaffenprogramm leitete. "Wir haben diese Geschäftsbeziehung jetzt schon seit einer ganzen Weile", schreibt ein Appleby-Anwalt entsetzt, "wie können wir das nicht früher gewusst haben?" Appleby erklärte jüngst auf seiner Website: "Wir tolerieren kein illegales Verhalten. Es stimmt, dass wir nicht unfehlbar sind. Wo wir Fehler entdecken, korrigieren wir sie rasch."

Wenige Jahre später, als im Frühjahr 2016 die Panama Papers aus der Kanzlei Mossack Fonseca an die Öffentlichkeit gelangen, bietet eine externe Firma bei Appleby ein Auffrischungsseminar darüber an, wie man Geldwäsche vermeidet. Appleby lehnt ab. Die bestehenden Sicherheitsvorkehrungen seien bereits "extrem robust", erklärt die Kanzlei: "Wir haben für Ihr Angebot derzeit keinen Bedarf."

Ein Reporter des ICIJ erreicht Adrian Alhassan telefonisch, den früheren Compliance-Mann bei Appleby. Alhassan erklärt offen, dass kein Offshore-Provider Kriminelle hunderprozentig davon abhalten könne, das System zu missbrauchen: "Wir sprechen hier nicht vom FBI", sagte er, wenn man Unmengen Zeit damit verbringe, die Kunden zu überprüfen, "bekäme man die Arbeit nicht erledigt". Dann findet er ein Beispiel: "Es ist, als würde man einen Strand säubern", erklärt er, "wenn du sagst, du hast ihn sauber gemacht - kannst du dann am Ende des Tages wirklich sagen, dass du jedes Stückchen Seetang aufgehoben hast?"

Das sind die Paradise Papers

Lesen Sie hier die komplette SZ-Recherche: Geschichten, die Konzerne, Politiker und die Welt der Superreichen erschüttern.

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