Paradise Papers -
Die Schattenwelt des großen Geldes

Wie die Mutter, so der Sohn

Auch Prinz Charles soll von Offshore-Anlage profitiert haben

Von Hannes Munzinger und Hilary Osborne - 07. November 2017

Vermögen des britischen Thronfolgers Prinz Charles ist in eine Offshore-Firma auf den Bermudas geflossen. Die Firma investierte in nachhaltige Forstwirtschaft, während der Prinz selbst eine Kampagne zum Schutz der Regenwälder unterstützte. Das zeigen Dokumente aus den Paradise Papers.

Die Investition tätigte das Herzogtum Cornwall, das für Charles, der auch Herzog von Cornwall ist, ein Vermögen von umgerechnet mehr als einer Milliarde Euro verwaltet. Ein Sprecher des Herzogtums sagte der britischen Tageszeitung The Guardian: "In allen Fällen erhalten diese Investitionen keinerlei Steuervorteile aufgrund ihres Standortes oder eines anderen Aspekts ihrer Struktur, und die Steuerbehörden erleiden dadurch keinerlei Einnahmeausfälle."

Im Jahr 2007 kaufte das Herzogtum Anteile an der Firma "Sustainable Forestry Management" auf den Bermudas. Das Unternehmen investierte in Wälder in Australien, Afrika, Lateinamerika und Südostasien. Die Paradise Papers legen nahe, dass ein enger Freund von Charles, der Geschäftsmann Hugh Van Cutsem, den Kontakt zwischen dem Herzogtum und der Bermuda-Firma herstellte.

Im Protokoll einer Vorstandssitzung heißt es: "Der Vorsitzende dankte Herrn Van Cutsem für seine Einführung des Herzogtums Cornwall und bat den Vorstand ..., dass die Unterzeichnung des Herzogtums Cornwall geheim gehalten werden soll, mit Ausnahme gesetzlich vorgeschriebener Offenlegungen." Alle Beteiligten hatten offenbar kein Interesse, dass die Verbindung zu Charles öffentlich würde.

Das Herzogtum Cornwall bestreitet auf Anfrage des Guardian, dass Charles in das Geschäft involviert gewesen sei: "Der Prince of Wales hat keinen direkten Einfluss auf die Investitionsentscheidungen des Herzogtums." Die Paradise Papers legen aber nahe, dass Van Cutsem den Prinzen zumindest für eine Lobbytätigkeit gewinnen wollte. Die Firma auf den Bermudas unterstützte nämlich eine gemeinsame Erklärung internationaler NGOs, die mehr finanzielle Anreize für den Schutz der Regenwälder forderte. Anreize von denen das Unternehmen mutmaßlich selbst profitiert hätte.

Das Herzogtum teilte mit, dass sich der Prinz nie zu Themen äußere, "nur weil das Herzogtum in ein Unternehmen investiert hat". Die Finanzbeamten des Prinzen verkauften die Anteile an der Firma auf den Bermudas auch nach einem Jahr weiter. Deren Wert war in der Zwischenzeit um sagenhafte 225 Prozent gestiegen. Ein glänzendes Geschäft. Später geriet die Firma in finanzielle Schwierigkeiten und wurde im Jahr 2011 schließlich aufgelöst.

Auch über die Finanzen von Königin Elizabeth II. wird seit Sonntag in Großbritannien debattiert. Die Paradise Papers belegen, dass die royalen Finanzverwalter privates Vermögen der Königin in einen Offshore-Fonds auf den Kaimaninseln investierten. Von dort floss das Geld dann in ein umstrittenes Unternehmen, das überteuerte Leasing-Verträge für Haushaltsgeräte, zum Beispiel Staubsauger, an Geringverdiener vermittelt.

Das sind die Paradise Papers

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