Paradise Papers -
Die Schattenwelt des großen Geldes

Wieder kein Reichtum für alle

In Angola soll die Bevölkerung durch einen Staatsfonds vom Ölvorkommen ihrer Heimat profitieren. Doch das Geld fließt auf Umwegen in die Taschen weniger – und auch in die Schweiz.

Von Christian Brönnimann und Tobias Zick - 08. November 2017

Das Zentrum der guten Taten liegt verborgen hinter einer Altbau-Fassade mitten in Genf. Der Weg hinein führt durch eine schwere hölzerne Eingangstür, links ein Pediküre-Salon, rechts ein Friseur. Im dritten Stock öffnet sich summend eine Tür, die Chefin führt den Besucher in ihr Büro: ein paar afrikanische Holzfiguren, ein Korb mit künstlichem Obst, aus Holz geschnitzt, sonst ist wenig zu sehen. Das Wesentliche spielt sich im Digitalen ab. Im Verborgenen.

Es sind die Geschäftsräume der „Afrikanischen Rechtsbibliothek“, eines ehrgeizigen Projekts: Alles, was es auf dem afrikanischen Kontinent an Gesetzestexten und Gerichtsurteilen gibt, soll digital abrufbar gemacht werden, von jedem Ort der Welt, kostenlos. Die Leiterin, Sophie Bussmann-Kemdjo, eine Businessfrau mit kamerunischen Wurzeln, führt auf ihrem Laptop vor, was man über die Website schon heute alles einsehen kann: Die Verfassung von Burkina Faso, ein Berufsgesetz für Physiotherapeuten in Kenia, der „muslimische Kanon als Basis für die Beilegung ehelicher Streitsachen“ in Kidal, Mali. Das Projekt, so hat es der Gründer, ein Geschäftsmann namens Jean-Claude Bastos, einmal formuliert, soll „Gerechtigkeit, Rechenschaftspflicht, Vorhersehbarkeit und Demokratie auf dem Kontinent stärken“.

Aus ihrer Bewunderung für den Stifter der Digital-Bibliothek macht die Projektleiterin keinen Hehl. „Er ist ein Philanthrop“, schwärmt Sophie Bussmann-Kemdjo; einer, der nicht nur rede, sondern mache: „Eine höchst inspirierende Persönlichkeit.“

Jean-Claude Bastos, 50, Sohn einer Schweizerin und eines Angolaners, ist ein Mann mit kantigen Gesichtszügen und imposanter Biografie. Bis heute hat er nicht nur eine Reihe von Unternehmen gegründet, sondern auch viele Projekte, die Afrika auf die Beine helfen sollen. Das Wort „philanthropisch“ fällt oft, wenn er Interviews gibt. Seine angolanische Großmutter, hat er einmal dem Magazin Forbes erklärt, habe ihn „die Bedeutung von Menschlichkeit“ gelehrt, sie habe ihm immer wieder gesagt: „Wenn du genug hast, gib den Bedürftigen.“ Bevor sie gestorben sei, habe er ihr versprochen: „Ich werde etwas auf dem afrikanischen Kontinent bewegen.“  

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