Die Implant Files
Das gefährliche Geschäft mit der Gesundheit

Unter Schock

Ein Herzschrittmacher des weltgrößten Medizinprodukte-Herstellers Medtronic versetzte Patienten lebensgefährliche Stromstöße - und das ist nur eine von vielen Affären, in die der Konzern verstrickt ist.

Von Christina Berndt, Katrin Langhans und Frederik Obermaier

Im Prinzip gibt es zwei Arten von Weltkonzernen: Die eine gibt jedes Jahr Millionen aus, um im Gespräch zu bleiben. Und die andere gibt Millionen aus, um auf gar keinen Fall ins Gespräch zu kommen. Den weltgrößten Hersteller von Medizinprodukten muss man wohl zu letzterer zählen. Er heißt Medtronic.

Die Geschichte von Medtronic ist eine Geschichte über Verschwiegenheit, Intransparenz, Geheimniskrämerei und über Verachtung von Patienten. „Einen Beitrag zum Wohl der Menschen leisten“, so lautet das Firmencredo. Je genauer man sich Medtronic anschaut, je tiefer man in Studien, Medienberichte und Gerichtsunterlagen aus aller Welt eintaucht, umso mehr zerfällt allerdings das Bild des Musterkonzerns, der nur das Wohlergehen der Patienten im Blick haben will.

Ein Mann, den Medtronic zum Schweigen bringen wollte, ist Dagobert Lindlau.

Er empfängt seine Gäste im Wohnzimmer seines Bungalows im Münchner Vorort Vaterstetten, in dem er seit einem halben Jahrhundert lebt. Lindlau entschuldigt sich, dass er die Haushälterin zur Tür hat schicken müssen, er ist bettlägerig. Vor dem Besuch der SZ bittet er um Zeit, "damit ich mich herrichten lassen kann". Der alte Herr sitzt in einem gepolsterten Lehnstuhl, den Gehstock griffbereit.

Dagobert Lindlau war eine Institution im Nachkriegsdeutschland: Als Chefreporter des Bayerischen Rundfunks hat er über das organisierte Verbrechen recherchiert, den Weltspiegel moderiert, das Politmagazin Report München mitgegründet und nebenbei, er selbst ist ein begeisterter Jäger, den Polizisten der GSG 9 Schießtraining gegeben.

Dagobert Lindlau war eine Institution im Nachkriegsdeutschland: Als Chefreporter des Bayerischen Rundfunks hat er über das organisierte Verbrechen recherchiert, den Weltspiegel moderiert, das Politmagazin Report München mitgegründet und nebenbei, er selbst ist ein begeisterter Jäger, den Polizisten der GSG 9 Schießtraining gegeben.

Im Fernsehen war er präsent, wie hier in Joachim "Blacky" Fuchsbergers Sendung Heut' Abend. 

Inzwischen ist der Grimmepreisträger 88 Jahre alt. Den Schriftsteller Graham Greene zählte er zu seinen Freunden, Theodor Adorno auch, ebenso Willy Brandt. Bundeskanzler, BND-Chefs, Intendanten - viele waren schon bei ihm in Vaterstetten.

Man muss ihn nicht lange bitten, als er hört, dass es um Medtronic geht. Oder, wie Lindlau drastisch zuspitzt: um "das organisierte Verbrechen im Medizinbereich".

Seit Jahren steht Medtronic im Ruf, in Interessenkonflikte, Steuertricks und Korruption verstrickt zu sein.

Nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR wurde in Indien wegen Preistreiberei gegen das Unternehmen ermittelt.

In Italien steht der Verdacht im Raum, dass eine Medtronic-Tochterfirma Steuern hinterzogen hat.

In Italien steht der Verdacht im Raum, dass eine Medtronic-Tochterfirma Steuern hinterzogen hat.

Der US-Senat kam 2012 zu dem Schluss, dass das Unternehmen Ärzte beeinflusst hat, um eines seiner Produkte in deren Fachartikeln besser aussehen zu lassen. Das Unternehmen erklärte dazu auf Anfrage, vollumfänglich mit dem Senatskommittee kooperiert zu haben. Den Vorwurf, Medtronic habe unangemessen auf Publikationen Einfluss genommen, weist das Unternehmen zurück. Medtronic zahlte in den USA Millionen, damit Bestechungsvorwürfe fallen gelassen wurden.

Der US-Senat kam 2012 zu dem Schluss, dass das Unternehmen Ärzte beeinflusst hat, um eines seiner Produkte in deren Fachartikeln besser aussehen zu lassen. Das Unternehmen erklärte dazu auf Anfrage, vollumfänglich mit dem Senatskommittee kooperiert zu haben. Den Vorwurf, Medtronic habe unangemessen auf Publikationen Einfluss genommen, weist das Unternehmen zurück. Medtronic zahlte in den USA Millionen, damit Bestechungsvorwürfe fallen gelassen wurden.

In Brasilien hat das Unternehmen illegale Preisabsprachen eingestanden.

In Brasilien hat das Unternehmen illegale Preisabsprachen eingestanden.

In China soll Medtronic gegen Anti-Monopol-Richtlinien verstoßen haben.

In China soll Medtronic gegen Anti-Monopol-Richtlinien verstoßen haben.

Jüngst kamen Forscher der University of California zu dem Ergebnis, dass kein anderer Hersteller so viel Geld an Ärzte zahle, die Aufsätze und Studien zu seinen Produkten schreiben. Allein im Jahr 2015 waren dies in den USA mehr als 187 Millionen Dollar - viele der Empfänger verschwiegen den möglichen Interessenkonflikt. Auf eine detaillierte Anfrage antwortete Medtronic, dass die internen Verhaltensrichtlinien vorschrieben, sich an Gesetze zu halten.

Jüngst kamen Forscher der University of California zu dem Ergebnis, dass kein anderer Hersteller so viel Geld an Ärzte zahle, die Aufsätze und Studien zu seinen Produkten schreiben. Allein im Jahr 2015 waren dies in den USA mehr als 187 Millionen Dollar - viele der Empfänger verschwiegen den möglichen Interessenkonflikt. Auf eine detaillierte Anfrage antwortete Medtronic, dass die internen Verhaltensrichtlinien vorschrieben, sich an Gesetze zu halten.

Medtronic importierte Operationsgeräte aus China, versah sie aber mit dem Label "Manufactured in Memphis". Einen Fehler hat das Unternehmen diesbezüglich nicht eingeräumt.

Verschwiegenheit ist Medtronic sehr wichtig. Geschädigte Patienten bekommen Geld, wenn sie nicht darüber sprechen, dass ihnen ein Produkt von Medtronic geschadet hat. Dagobert Lindlau hat das erfahren.

Der Fernsehjournalist hatte im August 2007 einen Herzstillstand. Im Deutschen Herzzentrum in München sei ihm, erzählt er, ein sogenannter Kardioverter-Defibrillator empfohlen worden, ein Gerät, das nicht nur bei Herzrhythmusstörungen hilft, sondern Patienten auch wiederbeleben kann, wenn das Herz ganz aussetzt. Der Schrittmacher bezieht seine Daten dabei von einer Sonde, die, im Herzen angebracht, das Organ überwacht.

2004 hatte Medtronic die damals dünnste derartige Sonde überhaupt auf den Markt gebracht, das Produkt Sprint Fidelis. Bis heute gilt bei den meisten Implantaten: je dünner und kleiner, desto besser. Experten erklären dies gerne so: Große Implantate empfänden Patienten als störend - beispielsweise Golfspieler, wenn sie zum Schlag ausholten. Für Herzschrittmacher ist dies eine nicht zu vernachlässigende Zielgruppe.

Sprint-Fidelis-Sonde an einem Kardioverter-Defibrillator
Sprint-Fidelis-Sonde an einem Kardioverter-Defibrillator

"Auch bei Dagobert Lindlau wurden die Sprint-Fidelis-Sonden eingesetzt, obwohl es bei ihm nicht ums Golfen ging, sondern ums Überleben. Doch schon bei einer der ersten Kontrollen nach der Operation, erinnert sich Lindlau, habe er die Ärzte tuscheln gehört. "Ich hab so was gehört wie 'Ist das auch die Serie?'." Daraufhin habe er angefangen, im Internet zu recherchieren: "Horrorszenarien mit unerwünschten Schocks und Todesfällen wurden mir bekannt", erinnert sich Lindlau. Bereits seit Monaten war in amerikanischen Medien immer wieder von Fehlfunktionen zu lesen. 

Bis heute finden sich in einer Datenbank der Food and Drug Administration (FDA), die in den USA für die Überwachung von Medizinprodukten zuständig ist, Tausende Verdachtsmeldungen zu Toten und Verletzten im Zusammenhang mit Sprint Fidelis. 

Im März 2007 hatte Medtronic einen an Ärzte und Krankenhäuser gerichteten Informationsbrief veröffentlicht, in dem es hieß, bei den Sonden vom Typ Sprint Fidelis könne es an zwei Stellen zu Brüchen kommen. Davon, sagt Lindlau, habe er aber erst bei seinen Recherchen erfahren. Seine Ärzte hätten ihm vor der OP nichts davon erzählt, und er habe auch nicht nachgefragt. "Wenn der Chef einer solchen Klinik, umschwärmt von lauter Weißkitteln, ankommt und sagt 'Sie brauchen das', sagt man selbstverständlich Ja." Die Ärzte wollten sich auf Nachfrage aus Datenschutzgründen dazu nicht äußern. 

Rund zwei Monate nach Lindlaus Operation rief Medtronic die Sonde Sprint Fidelis zurück.

Ausschnitt aus der Pressemitteilung auf der Medtronic-Website
Ausschnitt aus der Pressemitteilung auf der Medtronic-Website

Isolationsmaterial könnte sich ablösen, die Sonden könnten brechen, teilte Medtronic mit. Für die Patienten hieß das: Entweder würden sie bei einem Herzstillstand von ihrem eingebauten Defibrillator nicht wiederbelebt oder sie könnten Elektroschocks bekommen, die sie gar nicht brauchen. Bei mehreren Todesfällen könne "nicht ausgeschlossen werden", dass Brüche in Sprint-Fidelis-Elektroden eine Rolle gespielt haben, erklärte Medtronic.

Weltweit sollen zu diesem Zeitpunkt schon rund eine Viertelmillion Exemplare von Sprint Fidelis verkauft und implantiert worden sein, Medienberichten zufolge 15 000 davon in Deutschland.

Das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) verzeichnete zwischen 2004 und 2014 insgesamt 263 sogenannte Vorkommnismeldungen, davon 180 "inadäquate Schockabgaben", also Stromschläge zur falschen Zeit. Im Jahr 2010 zahlte Medtronic allein in den USA 268 Millionen Dollar, um Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit Sprint Fidelis beizulegen. 

Insgesamt stellte Medtronic für Rechtsstreitigkeiten in den vergangenen zehn Jahren die gigantische Summe von 3,2 Milliarden Dollar bereit.

Der Konzern kann sich das heute leisten. Earl Bakken, ein US-amerikanischer Elektroningenieur, hat Medtronic im Jahr 1949 zusammen mit seinem Schwager gegründet. Zu jener Zeit waren Herzschrittmacher noch an die Steckdose gebunden, weshalb Patienten schon deshalb starben, wenn der Strom ausfiel.

Bakkens Idee von einem batteriebetriebenen Gerät war der Grundstein für einen Weltkonzern, der Filialen in mehr als 160 Ländern eröffnet hat und weltweit nach eigenen Angaben mehr als 85 000 Mitarbeiter beschäftigt, davon etwa 1200 in Deutschland. Mit circa 30 Milliarden Dollar macht Medtronic alleine etwa so viel Umsatz pro Jahr wie die gesamte deutsche Medizinproduktebranche.

In beinahe jedem deutschen Krankenhaus sind Kanülen oder Operationsinstrumente von Medtronic im Einsatz, täglich implantieren Ärzte lebensrettende Geräte aus der Produktion des Konzerns. In jeder Sekunde würde rund um den Globus das Leben von zwei Menschen verbessert, behauptete unlängst der Medtronic-Chef.

Manchmal geschieht auch das Gegenteil. Dagobert Lindlau hätte sich den Herzschrittmacher, über den er so viel Schlechtes gelesen hatte, samt Sonden herausoperieren lassen können. Allerdings wäre das bei ihm, einem damals fast 80-Jährigen, lebensgefährlich gewesen. 

Lindlau verzichtete deswegen zunächst darauf und trug stattdessen stets einen starken Magneten in seiner Hosentasche, mit dem er das Gerät ausschalten konnte, wenn es ungewollt Stromstöße verabreichte. Später ließ er sich den Schrittmacher doch entfernen, lediglich die Sprint-Fidelis-Sonden blieben drin:

"Ich nehme lieber das Risiko eines plötzlichen Herztodes auf mich als das Risiko, zu Tode geschockt zu werden."

2012 trat Dagobert Lindlau in der Talkshow Anne Will auf, Thema: "Eingeliefert, ausgeliefert – wenn das Krankenhaus zum Risiko wird". Der prominente Herzpatient erzählte von den Risiken seines Implantats: "Es ist ein Gerät, bei dem dreierlei passieren kann: Erstens gar nichts, das ist statistisch am wahrscheinlichsten. Oder aber ein Schock, der lebenswichtig wäre, kommt nicht - das ist ein schöner Tod, kann man nicht viel dagegen sagen. Aber die dritte Möglichkeit ist, dass 700 Volt starke Schocks kommen, die lebensbedrohlich sind."

Vor der Sendung war Medtronic von der Redaktion angefragt worden, der Sondenhersteller hatte es jedoch abgelehnt, ein schriftliches Statement abzugeben. Nach der Ausstrahlung schrieb Medtronic aber doch, und zwar an die damalige ARD-Vorsitzende Monika Piel. Lindlau habe den Konzern in der Talkshow der Korruption bezichtigt. Er habe behauptet, dass Medtronic das Produkt in Deutschland noch verkauft habe, als das Unternehmen in den USA schon Schadenersatz hätte zahlen müssen. Man solle die Sendung daher nicht weiter ausstrahlen.

Lindlau hatte gesagt, er hätte sich das Gerät nicht implantieren lassen, wenn er gewusst hätte, dass Medtronic "in den Vereinigten Staaten bereits 268 Millionen Dollar bezahlen musste für Betroffene mit einem defekten Gerät".

NDR

Der Journalist zeigte den damaligen Medtronic-Geschäftsführer wegen Verleumdung an. Medtronic schlug ihm in gängiger Medtronic-Manier einen Vergleich vor. Lindlau sollte mehrere Tausend Euro bekommen, wenn er sich verpflichtete, nicht mehr über seinen Fall zu reden. Doch dazu war Lindlau nicht bereit: 

„Ich sehe keinen Grund, den Hersteller eines potentiell tödlichen Implantats zu schützen, indem man seinen Namen nicht nennt.“ 

Am Ende einigten sich Medtronic und Lindlau auf einen Kompromiss: Das Unternehmen zahlte Lindlau 5000 Euro, und der verpflichtete sich, andere Journalisten nicht mehr von sich aus auf das Thema aufmerksam zu machen. Sollte er aber – wie nun von der SZ – gefragt werden, dürfte er antworten.

Dagobert Lindlau an seinem Schreibtisch

Stefanie Preuin

Dagobert Lindlau an seinem Schreibtisch

So unternimmt Medtronic viel, um die dunkle Seite des Konzerns vom Licht der Öffentlichkeit fernzuhalten. In den USA wurde das Unternehmen mehrmals verwarnt, weil es Probleme mit seinen Produkten nicht wie vorgeschrieben an die Behörden gemeldet hatte. Laut der US-Medizinaufsicht FDA sollen Tausende Todesfälle im Zusammenhang mit Medtronic-Produkten stehen. 

In Deutschland wurden zahlreiche Patienten, die zu Schaden gekommen waren und überlebten, mit an Schadenersatz und Schmerzensgeld gekoppelten Schweigeverpflichtungen dazu gebracht, nichts von ihrem Schicksal zu erzählen. Eine SZ-Anfrage hierzu ließ Medtronic unbeantwortet. Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR stießen bei ihren Recherchen auf einige solcher mutmaßlicher Medtronic-Geschädigten, die alle nicht mit Journalisten sprechen dürfen. Wer doch spricht, riskiert eine empfindliche Vertragsstrafe.

Auch deshalb kann man in Deutschland nicht erfahren, wie viele Patienten aufgrund von Medtronic-Produkten in den vergangenen zehn Jahren ums Leben gekommen sein könnten. In den USA finden sich in der Datenbank der FDA seit 2008 etwa 300 000 Meldungen zu Verletzungen im Zusammenhang mit Produkten von Medtronic und seinen Tochterfirmen, in mehr als 9000 Fällen starben Patienten. Bei diesen 9000 Todesfällen stehen Medtronic-Produkte also im Verdacht, ursächlich gewesen zu sein. Für Deutschland erklärte das Bonner Bundesinstitut BfArM auf Anfrage, vier Verdachtsmeldungen vorliegen zu haben, die Todesfälle im Zusammenhang mit Sprint Fidelis beträfen.

Medtronic hat in Deutschland drei Standorte. Hauptsitz ist ein dreistöckiger Klotz aus Glas und Beton im Industriegebiet des nordrhein-westfälischen Städtchens Meerbusch. Der Weltkonzern residiert hier hinter dem Globus-Baumarkt und gleich neben einem Park, den die Einheimischen den "Teletubbie-Hügel" nennen. Die Adresse: Earl-Bakken-Platz 1. Eine Reminiszenz an den im Oktober verstorbenen Firmengründer.

Stefanie Preuin

Der deutsche Medtronic-Hauptsitz in Meerbusch

Der deutsche Unternehmenssprecher und seine Stellvertreterin führen die Besucher durch einen langen gläsernen Gang, vorbei an Vitrinen, in denen liegt, was Medtronic kann: ein Herzschrittmacher in der Größe einer Tintenpatrone; die Sonde Quattro, Nachfolger von Dagobert Lindlaus Modell Sprint Fidelis; ein Magenschrittmacher, der die Verdauung unterstützen soll, oder auch ein winziger Draht, mit dem man über die Beinschlagader aus dem Gehirn kleine Gerinnsel entfernen kann. 

80 000 Produkte, sagt der Sprecher, habe Medtronic im Programm, jedes Jahr kämen Dutzende hinzu. "Toll, nicht wahr?", schwärmt die Geschäftsführerin, die kurz dazukommt, den Fortschritt lobt und über Gesetze klagt, die ihrem Unternehmen das Arbeiten schwer machten, ehe sie auch schon wieder weiter muss.

Medtronic-Gründer Earl Bakken

Imago

Medtronic-Gründer Earl Bakken

Im ersten Stock gibt es sogar ein eigenes "Medtronic-Museum", zu besichtigen ist nicht nur der erste tragbare Herzschrittmacher, sondern auch: ein Frankenstein-Film. Medtronic-Gründer Bakken, der 94 Jahre alt wurde, sei ein großer Fan des berühmten Schauerromans der Autorin Mary Shelley gewesen, erklärt der Unternehmenssprecher. Frankenstein habe ihn zu seinen Mensch-Maschine-Produkten inspiriert.

Frankenstein? Die Symbolfigur biotechnischer Grenzüberschreitung schlechthin? Vielleicht hatte Bakken einfach nur einen speziellen Humor.

Im Treppenhaus im Meerbuscher Medtronic-Sitz stehen in großen Lettern die Namen von Unternehmen an der Wand, die der Konzern über die Jahre geschluckt hat: 1992 Electromedics, damals bekannt für seine Transfusionsmaschinen; 1994 Cardiorhythm, einen Hersteller spezieller Herzkatheter; im gleichen Jahr den Kanülenhersteller DLP. So begleiten einen die Plaketten der Zukäufe, deren Geschäft auch Medtronic immer größer und größer werden ließ, bis in den zweiten Stock.

Eine der jüngsten Neuerwerbungen war die Firma Covidien, die Medtronic 2014 für 42,9 Milliarden Dollar erstand, ein angesehener Hersteller von chirurgischen Instrumenten und Gerätschaften für Intensivstationen. Vor allem aber sitzt die Firma in Dublin, Irland - wo nun auch Medtronic seinen offiziellen Hauptsitz hat, getrennt vom Vorstandssitz in Minneapolis.

Medtronic-Hauptsitz in Dublin, Irland

Irish Times

Medtronic-Hauptsitz in Dublin, Irland

Die Frage, was diese Trennung soll, lächelt der Firmensprecher weg. Das Wall Street Journal erklärt sich den Kniff damit, dass auf diese Art die US-Unternehmensteuer umgangen werden solle, die zum Zeitpunkt der Covidien-Übernahme 35 Prozent betrug. In Irland: 12,5 Prozent. 

So lässt sich über den verschwiegenen Riesen der Branche, diesen "Hidden Champion", von dem auf der Straße kaum ein Mensch je gehört hat, einiges zusammentragen. In amerikanischen Gerichtsdatenbanken sind Fälle zu finden, in denen Mitarbeiter von US-Krankenhäusern über eine gefährliche Nähe zwischen Medtronic und den Kliniken berichten. Es geht um verdächtige Beratungshonorare und andere Vergünstigungen, mit denen angeblich der Einsatz von Medtronic-Produkten gefördert werden sollte - etwa teure Essen, Rolex-Uhren, Geldgeschenke, Reisen. Meist haben Angestellte ausgepackt, weil sie nicht mehr zusehen wollten.

So wie Bryan Shapiro. Der Amerikaner hat 13 Jahre lang in Kalifornien Krankenhäusern und Ärzten so ziemlich alles verkauft, was Medtronic für Menschen mit Wirbelsäulenproblemen im Programm hat. Außerdem schulte Shapiro andere Vertriebler. Dann packte er aus. Er berichtete, dass Medtronic Ärzten Geld gezahlt habe, damit diese keine Produkte der Konkurrenz verwendeten. 

Außerdem, so heißt es unter Berufung auf ihn in einer Klage gegen Medtronic, seien Ärzte getäuscht und deshalb Implantate eingesetzt worden, die gar nicht zugelassen waren. Ohne auf konkrete Fälle einzugehen, erklärt Medtronic, dass Vorwürfe nicht derart interpretiert werden sollen, dass das Unternehmen seine "rechtlichen, ethischen oder regulatorischen Vorgaben" auf "irgendeine Weise" verletzt habe.

In einer weiteren Zivilklage, die beim District Court for the Central District of California 2017 eingereicht wurde, heißt es, Medtronic unterhalte ein Netz aus Vertretern, "die in den Operationssälen von jedem einzelnen amerikanischen Krankenhaus waren, und das jeden Tag".

Tatsächlich sind auch in Deutschland immer wieder Firmenvertreter in Operationssälen dabei, um etwa Ärzten zu erklären, wie sie neue Geräte nutzen oder Implantate einsetzen sollen.

Die Medtronic-Repräsentanten in den USA sollten aber nicht nur "Augen und Ohren im Operationssaal sein", wie es in internen Dokumenten heißt. Sie sollten auch, so zumindest der Vorwurf in jener Zivilklage, in der auch Shapiro auftaucht, "sicherstellen, dass die Ärzte und Angestellten niemals die Wahrheit herausfinden".

Was die "Wahrheit" laut dieser Darstellung ist: Es seien Implantate falsch beschriftet und deshalb an Stellen eingesetzt worden, für die sie gar nicht zertifiziert gewesen seien. So sei eine Wirbelprothese in die Halswirbelsäule eingesetzt worden, obwohl sie nur für die Lendenwirbelsäule und die vordere Brustwirbelsäule gemacht sei. Das könnte einen Verstoß gegen US-Recht darstellen, die Klage ist an einem kalifornischen Distriktgericht anhängig. 

Ohne auf den konkreten Fall einzugehen, teilte Medtronic mit, dass das Unternehmen in den Fällen, "in denen Einzelpersonen oder Tochtergesellschaften Medtronics Grundsätze nicht befolgt haben", tätig geworden sei, um dies zu ändern.

Wie womöglich auch im Fall des 74-jährigen Patienten, dem im Januar 2017 ein sogenannter Zwischenwirbelkäfig von Medtronic in die Halswirbelsäule eingesetzt worden sein soll - für diese Stelle war dieses Teil aber nicht ausgelegt. Die Folge, wie sie in Gerichtsdokumenten nachzulesen ist: "Das Implantat zerfiel im Nacken des Patienten, was erhebliche Schmerzen verursachte und ihn in Lebensgefahr brachte."

Medtronic-Vertreter sollen sogar die Beschriftung von Implantaten entfernt haben, damit die Ärzte gar nicht sehen konnten, wofür die Teile bestimmt waren. Sie mussten sich angeblich auf die Aussage der Medtronic-Leute verlassen. Ohne auf den konkreten Fall einzugehen, erklärte Medtronic, dass es einige Fälle gegeben habe, "in denen sich Einzelpersonen oder Tochterunternehmen nicht an Medtronics Richtlinien gehalten haben". Das Fehlverhalten sei sofort korrigiert worden.

In amerikanischen Gerichtsunterlagen stößt man auch auf einen Medtronic-Manager, der seinem ehemaligen Arbeitgeber 2012 vorwarf, Ärzte mit Partys und Bargeld bestochen zu haben. Eine Managerin warf Medtronic 2017 vor, in den USA großflächig Ärzte und Krankenhäuser zu bestechen. Ein weiterer hochrangiger Mitarbeiter behauptete, Medtronic habe ein Glukose-Messgerät auf den Markt gebracht, obwohl er auf fehlende Warnhinweise hingewiesen habe. Medtronic erklärt, dass es "unentschuldbar" wäre zu ignorieren, dass Tausende Medtronic-Produkte in der Mehrzahl der Fälle genauso funktioniert hätten wie gewünscht.

Das eine schließt das andere nicht aus, in der modernen Medizin liegen Lebenretten und Lebengefährden oft nah beieinander. Die Unterlagen aus den USA über Medtronic zeigen das Bild eines Unternehmens, das die Grenzen des Erlaubten ausreizt - und bisweilen auch überschreitet. 

"Wenn das in Amerika passiert, gibt es überhaupt keinen Grund anzunehmen, dass das in Europa anders sein sollte."

Das sagt Bernd Mühlbauer, Professor für Pharmakologie am Klinikum Bremen-Mitte und Vorstandsmitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft.

In europäischen Krankenhäusern ist, hinter vorgehaltener Hand, viel über Medtronic zu hören. Von Knebelverträgen, von Einladungen zu Schulungen und Kongressen. "Alles, was wir tun mussten, war, für einen Urlaub zu bezahlen, in den USA oder Kanada, vor oder nach einem Kongress" , erklärte ein ehemaliger französischer Medtronic-Mitarbeiter Radio France, das mit SZ, NDR und WDR bei dieser Recherche kooperiert. 

Wegen verschärfter Gesetze sei das aber nicht mehr so leicht möglich - statt der Ärzte profitierten nun die Krankenhäuser selbst. "Wir fragen sie, was sie brauchen und wie wir helfen können. Wir liefern ihnen hochwertige OP-Räume und Operationsroboter, die sie sich nicht leisten können." Medtronic sponsort Galas für Diabetespatienten, ist eines der wichtigsten Mitglieder im deutschen Lobbyverband BV Med und stellt den Vize-Vorsitzenden im EU-Lobbyverband Medtech Europe.

Medtronic, der Hidden Champion, ist überall. Auch auf Youtube. Dort zeigt die Firma in einem mit Popmusik unterlegten Video mit dem Titel "Die Freiheit, ich zu sein!" einen Jungen namens Ben. Er hat laut seinem Blog bei Medtronic Diabetes, kann aber - dank der Medtronic-Insulinpumpe - ein unbeschwertes Leben führen.

Medtronic-Angaben zufolge ist Ben elf Jahre alt. Diese Art von Werbung, sagt der Jurist Gerhard Ring von der Technischen Universität Freiberg, sei "besonders kritisch" zu sehen. Er hat den Gesetzeskommentar zum sogenannten Heilmittelwerbegesetz mitgeschrieben. In diesem Regelwerk heißt es, dass Werbung, "die sich ausschließlich oder überwiegend an Kinder unter 14 Jahren richtet", verboten ist. Das Youtube-Video von Medtronic scheint laut Ring ein "sauberer Verstoß" zu sein. Auf Anfrage äußerte sich Medtronic dazu nicht.

Medtronic-Angaben zufolge ist Ben elf Jahre alt. Diese Art von Werbung, sagt der Jurist Gerhard Ring von der Technischen Universität Freiberg, sei "besonders kritisch" zu sehen. Er hat den Gesetzeskommentar zum sogenannten Heilmittelwerbegesetz mitgeschrieben. In diesem Regelwerk heißt es, dass Werbung, "die sich ausschließlich oder überwiegend an Kinder unter 14 Jahren richtet", verboten ist. Das Youtube-Video von Medtronic scheint laut Ring ein "sauberer Verstoß" zu sein. Auf Anfrage äußerte sich Medtronic dazu nicht.

Der zehnjährige Maximilian aus München, ein schlanker Junge mit kurzen dunkelblonden Haaren, hat eine solche Insulinpumpe. Als er zwei Jahre alt war, stellten die Ärzte bei ihm Diabetes fest. Zuckerkrankheit. Seine Bauchspeicheldrüse produziert kaum Insulin und kann den Blutzuckerspiegel von Max deshalb nicht senken, daher braucht der Junge künstliches Insulin.

Der zehnjährige Maximilian aus München, ein schlanker Junge mit kurzen dunkelblonden Haaren, hat eine solche Insulinpumpe. Als er zwei Jahre alt war, stellten die Ärzte bei ihm Diabetes fest. Zuckerkrankheit. Seine Bauchspeicheldrüse produziert kaum Insulin und kann den Blutzuckerspiegel von Max deshalb nicht senken, daher braucht der Junge künstliches Insulin.

Seit Max drei Jahre alt ist, trägt er dazu eine Insulinpumpe am Gürtel: ein viereckiges Gerät, etwa so groß wie ein kleiner Taschenrechner, das ihm ständig über einen Katheter Insulin zuführt. 

Seit Max drei Jahre alt ist, trägt er dazu eine Insulinpumpe am Gürtel: ein viereckiges Gerät, etwa so groß wie ein kleiner Taschenrechner, das ihm ständig über einen Katheter Insulin zuführt. 

Wenn er etwas isst, kann Max sich zusätzlich über dieses Gerät Insulin spritzen, ohne eine Nadel hervorzuholen.

Wenn er etwas isst, kann Max sich zusätzlich über dieses Gerät Insulin spritzen, ohne eine Nadel hervorzuholen.

Am Vormittag des 14. Juni 2018 saß Max gerade in der Schule, als er sich plötzlich seltsam fühlte. "Ich kann das nicht beschreiben", erzählt er. Sein Blutzuckerspiegel war ins Bodenlose gefallen, offenbar war über seine Pumpe zu viel Insulin in den Körper gelangt. Zehn Einheiten auf einen Schlag, wie sich später herausstellen sollte - dabei bekommt er sonst maximal vier auf einmal. Sinkt der Blutzuckerspiegel zu stark, kann ein Mensch ins Koma fallen und sterben.

Am Vormittag des 14. Juni 2018 saß Max gerade in der Schule, als er sich plötzlich seltsam fühlte. "Ich kann das nicht beschreiben", erzählt er. Sein Blutzuckerspiegel war ins Bodenlose gefallen, offenbar war über seine Pumpe zu viel Insulin in den Körper gelangt. Zehn Einheiten auf einen Schlag, wie sich später herausstellen sollte - dabei bekommt er sonst maximal vier auf einmal. Sinkt der Blutzuckerspiegel zu stark, kann ein Mensch ins Koma fallen und sterben.

Max überlebte, weil er merkte, dass etwas nicht stimmte, und seine Lehrerin sowie Mitschüler sofort halfen: Sie fütterten ihn mit Maoam und Gummibärchen, damit wieder Zucker ins Blut gelangte.

Im Internet wollte die Mutter von Max andere Eltern von zuckerkranken Kindern warnen. Auf der Website "Diabetes Kids", einem Forum für betroffene Familien, beschrieb sie den Vorfall als den "Albtraum meines Lebens".

Kommentare erhielt sie allerdings nicht nur von anderen Betroffenen, sondern auch von Medtronic selbst: Der Administrator des Forums schrieb den Konzern an und postete danach eine Stellungnahme von Medtronic, in der sich auch dieser Satz fand: "Nach Überprüfung der Daten haben wir festgestellt, dass der Bolus manuell abgegeben wurde." Als "Bolus" wird in der Medizin die Gabe eines Medikaments bezeichnet. Medtronic zufolge bestehe "kein Zweifel" daran, dass jemand die hohe Insulinabgabe durch die Pumpe per Hand veranlasst habe.

Ohne das Gerät selbst untersucht zu haben, das noch im Besitz der Mutter von Max war, glaubt Medtronic also nach einer Ferndiagnose zu wissen, was geschehen ist. Die Mutter ist noch heute empört: "Max sagt, dass er sich kein Insulin gegeben hat", sagt Nadine Peters-Crusius, "und wir glauben ihm." Sie will nun gegen Medtronic klagen.

Die Medtronic-Deutschland-Vertreter schwärmen währenddessen in Meerbusch von Fortschritt und Erfolgen und werden wortkarg bei Kritik. Die Zahl zurückgerufener Medtronic-Produkte in Deutschland? Trauen sie sich nicht einzuschätzen. Juristische Auseinandersetzungen mit Patienten in Deutschland? "Nie gehört." Verschwiegenheitserklärungen für Patienten? Davon wissen sie nichts. Der Rückruf der Sprint-Fidelis-Sonden im Jahr 2007, einer der größten und teuersten Rückrufe in der Medtronic-Geschichte? "Da klingelt gar nichts." Auch nicht bei den Millionenzahlungen in den USA, um Tausende Klagen beizulegen? "Da muss ich direkt mal nachgucken", sagt der Sprecher, setzt sich an den PC und fängt an zu suchen.

"Bloß nicht darüber reden" könnte Medtronic zum zweiten Firmencredo erheben, neben dem Leitspruch "Einen Beitrag zum Wohl der Menschen leisten".

Vor Kurzem hat der Großvater von Max, dem zuckerkranken Jungen, an Medtronic geschrieben. Er wollte wissen, was die Fehlercodes auf der Insulinpumpe seines Enkels bedeuten. 

Medtronic antwortete: Dazu könne man "aus aktuellem Anlass" und wegen des "laufenden Beweisverfahrens keine weiteren Auskünfte“ erteilen. 

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