Im Maschinen­raum der SZ

Täglich prüfen Dutzende Köpfe und Blicke in einem strengen, aber bewährten Verfahren, ob und in welchem Format es eine Meldung in die SZ schafft. Eine Führung durch den Nachrichtenbetrieb.

Illustration von Jochen Schievink

Information

Korrespondenten

Spannende Themen für die SZ zu finden – für uns Korrespondenten bedeutet das vor allem zu sortieren: Was ist am wichtigsten? Was kann man weglassen? Und welche Geschichten sind kurios? In Brüssel zum Beispiel gibt es vermutlich Tausende Menschen, von denen man Dinge über die EU-Klimapolitik, den Rechtsstaat in Ungarn oder den neuesten Tratsch aus der EU-Kommission erfahren kann. Manche erzählen von sich aus gern, anderen muss man etwas auf die Nerven gehen. Die SZ-Korrespondenten schreiben darum zwar auch viele Artikel – noch mehr Zeit aber verbringen sie damit, mit anderen zu reden.

Karoline Meta Beisel, Korrespondentin in Brüssel 

Relevanzprüfung

Die Filterfunktion, die Medien klassischerweise zugeschrieben wird, lässt sich am SZ-Newsdesk gut beobachten: Die Kollegen von der investigativen Recherche kündigen eine Enthüllungsstory zu rechtem Terrorismus an, der Parlamentskorrespondent liefert seine Einschätzung zum aktuellen Koalitionsstreit, über Twitter erreicht uns eine Trump-Volte nach der anderen, und die Agenturen schicken Nachrichten im Minutentakt. Aus all diesen Informationen gilt es nun auszuwählen, zu sortieren und zu priorisieren. Neben der Erfahrung und dem Nachrichtengespür helfen uns bei der Einschätzung Fragen wie diese: Wie stark betrifft das Thema unsere Leser – direkt und mittelbar? Wie weitreichend sind die Folgen? Welchen Überraschungswert hält eine Geschichte bereit?

Lena Jakat, stellvertretende Nachrichtenchefin 

Recherche und Planung

In Berlin gibt es täglich Hunderte Nachrichten, Pressemeldungen, Statements, tatsächliche oder vermeintliche Neuigkeiten. Die Planer sind die Organisatoren einer Zeitung und bei genauem Blick die wichtigsten Zwischenhändler für Informationen. Sie klären zusammen mit den Fachexperten, ob das Neue wirklich neu und dazu auch noch relevant ist. Gleichzeitig recherchieren die Kollegen hier selbst, ob es Gravierendes zu berichten oder zu kommentieren gibt. Oft am Telefon, nicht selten aber auch bei persönlichen Treffen und natürlich bei öffentlichen Auftritten. Entsprechend wichtig sind Kontakte – in die Ministerien, in die Parteien, in die Umwelt- oder Wirtschaftsverbände. Und wenn dann eine Geschichte steht, schauen die Planer, ob und wo es dafür Platz gibt. Genauso wichtig ist es aber, wenn die Planer in einer Krise, bei einer Koalitionsbildung oder einem Regierungsprojekt selbst Ideen für mögliche oder nötige Geschichten entwerfen.

Stefan Braun, Korrespondent im Berliner Parlamentsbüro 

Eilmeldung

Ein gelbes Fensterchen ploppt auf dem Bildschirm auf: Die Nachrichtenagentur hat eine Eilmeldung geschickt. Häufig sind es schlechte Nachrichten („20 Tote bei Anschlag“), bisweilen sind es Ereignisse, auf die wir vorbereitet sind („CSU gewinnt Wahl in Bayern“). Dann heißt es: schnell sein, aber gründlich bleiben. Fragen sind zu prüfen: Ist die Quelle für die Nachricht glaubwürdig? Gibt es eine zweite Quelle? Ist die Sache relevant genug, um als SZ-Eilmeldung veröffentlicht zu werden? Wenn wir jede Frage mit Ja beantworten, produziert der Homepage-Chef einen kurzen Artikel, setzt ein Häkchen im Redaktionssystem und schaltet ihn frei: Die Nachricht erscheint gelb hinterlegt auf der SZ-Startseite, mit einem weiteren Häkchen wird sie auf derzeit 490 000 Smartphones geschickt. Im besten Fall hat der ganze Prozess nur fünf Minuten gedauert. 
Dominik Fürst, Homepage-Chef

Produktion

Kommentar

Dank der Digitalisierung erhalten Leser heute ständig und meist in Echtzeit Nachrichten aus allen Teilen der Welt. Die SZ will in dieser Flut Orientierung bieten, unter anderem durch sachlich fundierte Kommentare ihrer Fachredakteurinnen und -redakteure. Der Kommentar, das Editorial oder der Leitartikel greift eine wichtige Nachricht auf, ordnet sie ein und bewertet sie, legt also die subjektive Meinung der Autorin oder des Autors dazu dar. So werden Standpunkte vermittelt, Diskussionen angeregt und Hintergründe ausgeleuchtet. Die SZ folgt dem Prinzip der Binnenpluralität. Sie gibt keine einheitliche Redaktionsmeinung vor, sondern setzt auf Meinungsvielfalt.

Stefan Ulrich, Leiter des Meinungsressorts 

Longread

In der digitalen Welt ist es nicht nur essenziell, welche Geschichte man schreibt, sondern auch, wie man sie digital erzählt. Die Entwicklungsredaktion arbeitet deswegen an neuen Erzählformaten, für ein besonderes Leseerlebnis auf dem Bildschirm. Ein Bildschirm raschelt zwar nicht so schön wie eine Zeitung, aber er hat andere Fähigkeiten. Wir können Audio einsetzen, Elemente animieren und die papierene Zweidimensionalität hinter uns lassen. Wieso umständlich Ergebnisse einer Studie zitieren, wenn man auch eine Grafik zeigen kann? Gemeinsam mit den Autorinnen und Autoren erarbeiten wir ein Konzept für die digitale Darstellung und schreiben ein Skript, wann welches Element eingesetzt wird. Nebenher entwickeln wir mit Programmierern unseren digitalen Werkzeugkasten weiter. 

Elisabeth Gamperl, Storytelling-CvD 

Schlussredaktion

Leben in Würzburg wirklich nur rund 110 000 Menschen? (Nein, circa 130 000.) Hat die Weltbank ihren Sitz tatsächlich in New York? (Nein, in Washington.) Ist David Wendt der korrekte Name des deutschen Filmregisseurs? (Nein, Wnendt.) Verwechslungen, Irrtümer und sprachliche Fehler unterlaufen selbst den klügsten Reporterinnen und Autoren, sie kommen auch bei den aufwendigsten Recherchen vor. Das liegt vor allem an der extremen Schnelligkeit eines Medienbetriebs wie der SZ, der das Weltgeschehen tagtäglich so aktuell wie möglich beleuchtet. Da braucht es Plausibilitätskontrollen und ein scharfes Auge auf Rechtschreibung, Grammatik, Kommasetzung. Über all das wacht die Schlussredaktion, damit – im besten Fall – kein Fehler von den Inhalten ablenkt oder das Lesevergnügen trübt. 

Maxi Frieling, Leiterin der Schlussredaktion 

SZ Plus

Um jeden Tag die besten Geschichten für SZ Plus, unser digitales Abo-Angebot, auszuwählen, lese ich zunächst viel – die Zeitung von morgen, Geschichten auf den digitalen Kanälen. Eine Reportage aus einem Gefängnis in Brasilien, einen Essay über die Zukunft des Wohnens oder das Porträt einer Frau, die von ihrem Vater an die Stasi verraten wurde: Unsere Aufgabe ist es, das Wesen einer Geschichte in ein paar Zeilen sichtbar zu machen, dazu feilen wir lange an Überschrift und Vorspann. Schließlich ist das der Moment, in dem Leser entscheiden, ob sie sich in eine andere Welt entführen lassen wollen – und die digitale SZ abonnieren.

Jenny Buchholz, Leiterin des SZ-Plus-Teams 

Distribution

Newsletter

Unsere aktuell 24 Newsletter begleiten unsere Leserinnen und Leser von Montag bis Sonntag. Wenn ich morgens meinen PC hochfahre, gilt der erste Blick dem E-Mail-Postfach zum Check jedes einzelnen Newsletters: ob jeder Versand gut funktioniert hat, aber auch, welche Inhalte bei den Empfängern wie ankamen. Ein Blick auf die internationale Konkurrenz hilft bei der Frage, wie wir unsere eigenen Produkte stetig verbessern können. Das Ganze immer im direkten Austausch mit unseren Newsletter-Abonnentinnen und -Abonnenten und auch mit der Redaktion, die täglich neue Maßstäbe für die Kommunikation an unsere knapp 300 000 Kontakte setzen.

Stefanie Dintner, Projektmanagerin Newsletter 

Digitale Ausgabe

Gegen 18.30 Uhr wird’s hektisch: In einer halben Stunde wird die digitale SZ auf den Handys und Tablets der Leser sein. Wer die Digitalausgabe macht, muss Blattmacher sein – und ein bisschen Layouter, Fotoredakteur, Multimediajournalist. Auf die Details kommt es an: Die Videokolumne braucht ein Vorschaubild, auf einer Seite fehlt noch eine Überschrift. Ist die Exklusivmeldung aus Berlin auf dem neuesten Stand? Wo bleibt die Tonaufnahme fürs „Streiflicht“? Kurz vor 19 Uhr wird die Zeitung von morgen in der grünen SZ-App veröffentlicht – und die erlösende Nachricht taucht auf dem Display auf: Die Süddeutsche Zeitung ist da.
Christoph Heinlein, Leiter der Digitalen Ausgabe 

Social Media und Leserdialog

Nachrichten, Reportagen, Grafiken und Videos erreichen unsere Leser – und die, die es noch werden können – schnell und direkt über die sozialen Medien. Als Social-Media-Redakteure wählen wir Themen aus und bereiten sie für Instagram, Facebook, Linkedin und Twitter auf: Wir überlegen, welcher prägnante Satz aus dem Meinungsartikel auf eine Textkarte kommt oder wie eine Infografik auch in klein und quadratisch funktionieren könnte. Nicht alle Geschichten eignen sich automatisch auch für eine Instagram-Story. Sobald die Inhalte ausgespielt sind, erreichen uns zahlreiche Nutzerreaktionen. Wir spielen Ideen, Lob und Kritik zurück in die Redaktion und antworten möglichst schnell auf alle Fragen. 

Frank Porzky, Redakteur für Social Media und Leserdialog 

Layout

Morgens sieht eine leere Zeitungsseite nach sehr viel Platz aus. Das ändert sich meist schnell: Der Autor möchte sich ausführlich seinem Thema widmen, ruft deshalb auch gerne nachmittags noch mal an und kämpft um jede Zeile. Die Bildredakteurin möchte das schönste Bild unterbringen und der Grafiker noch die ergänzende Statistik zeigen. Als Layouter möchte man es jedem recht machen und jongliert so lange hin und her, bis eine stimmige Seite herauskommt. Jetzt das Ganze noch für die Digitalausgabe aufbereiten, doch halt! Die Welt dreht sich weiter: Themen fallen raus, werden wichtiger oder kleiner, und ganz schnell wünscht man sich den vielen Platz vom Morgen zurück.

Christopher Stelmach, Layouter 

Druckerei

Print wirkt: Auch heute noch zählt die gedruckte Zeitung für viele Leserinnen und Leser zur täglichen Grundversorgung, ist die SZ aus Papier vom Frühstückstisch ebenso wenig wegzudenken wie der morgendliche Kaffee oder das Müsli. Deshalb drucken wir jede Nacht in unseren fünf Druckereien in Deutschland bis zu 430 000 Zeitungen in höchster Qualität, versehen sie mit Magazinen und Werbebeilagen und verladen sie als Pakete in die Fahrzeuge, mit denen sie dann bis in die Briefkästen, zu den Kiosken und Buchhandlungen gebracht werden. Keine Frage also – wir können mit Druck umgehen.
Martin Lorenz, Produktionssteuerung