Die Deutschen und der Tennissport:
Von Milan Pavlovic
Es gibt wohl kein Datum, das in Deutschland so eindeutig für eine Zeitenwende im Sport steht wie der 7. Juli 1985. Der erste Triumph von Boris Becker in Wimbledon veränderte die Wahrnehmung von Tennis nicht nur bei den Zuschauern, sondern auch bei den Vertretern von Presse, Funk und Fernsehen.
Klar, Wimbledon war schon vorher beobachtet und gezeigt worden. Aber es gab keine Garantie für intelligente Schlüsse. Legendär, wie sich das ZDF 1980 aus dem Jahrhundert-Finale zwischen Björn Borg und John McEnroe im fünften Satz ausklinkte. Da gab es empörte Reaktionen, doch was lernte das Fernsehen daraus? Zwei Jahre später, diesmal bekämpften sich McEnroe und Jimmy Connors bis zum Äußersten, geschah das Gleiche. 5. Satz, 4:4, tschüss.
Das war nach dem 7. Juli 1985 ganz anders. Nun wurde eine Weile lang alles übertragen, wo ein Filzball flog. Tennis war nun das Abendprogramm. Becker lieferte verlässlich Dramen, Steffi Graf hingegen förderte die Planungssicherheit mit ihren Siegesserien, und manchmal sprengte Michael Stich die Party.
Plötzlich gab es Bieter-Wettkämpfe zwischen RTL, Sat 1 und ARD/ZDF. Das lief fast 15 Jahre so, dann gingen Becker und Graf in Rente, und das deutsche Tennisfieber ließ schlagartig nach.