Transparenz-Blog

Wie intensiv beschäftigt sich die SZ mit dem Thema Klimapolitik und ihren Folgen?

Wissen-Ressortleiterin Marlene Weiß über die Möglichkeiten und Grenzen der Klima-Berichterstattung in der SZ - und über den Umgang mit Klimaskeptikern.

Marlene Weiß, Ressortleiterin Wissen

2 Min. Lesezeit

Es ist jetzt acht Jahre her, dass ich angefangen habe, für die SZ über Umwelt und Klima zu schreiben. Damit bin ich beinahe neu dabei, andere berichten schon viel länger darüber. So gesehen, beschäftigen wir uns sehr nachhaltig damit - wer einmal damit angefangen hat, macht oft lange weiter. Und muss dann gegen zunehmende Frustration ankämpfen, weil man Jahr für Jahr über immer neue Negativrekorde schreibt: die CO₂-Emissionen steigen, die Temperaturen auch, das Eis schmilzt, die Artenvielfalt schwindet. Derweil kann man sich die Finger wund tippen mit Kommentaren, die mehr Umwelt- und Klimaschutz fordern, es passiert trotzdem viel zu wenig.

Natürlich ist es bei diesem Thema nicht immer ganz leicht, journalistische Distanz zu wahren. Ich kenne zum Beispiel keine Kollegin, keinen Kollegen, weder bei der SZ noch anderswo, die sich beruflich mit Umweltthemen befassen, aber privat sorglos ständig Fernreisen unternehmen. Bei mir persönlich jedenfalls ist es so, dass mir unser empfindlicher Planet immer schützenswerter erscheint, je länger ich mich mit seiner fortschreitenden Zerstörung beschäftige. Ich fliege daher etwa nur noch, wenn es gar nicht anders geht, privat seit Jahren nicht mehr. Trotzdem bleibt es unsere Kernaufgabe, zu berichten und auch andere Seiten zu Wort kommen zu lassen - wobei ich die Grenze ziehe bei Leugnern des Klimawandels. Klar widerlegte Behauptungen sollte man als Journalist nicht weiterverbreiten.

Kürzlich schrieb mir eine Leserin zu einem Text über neue Klima-Extreme: "Warum geht es in der Zeitung eigentlich noch um irgendetwas anderes?" Manchmal würde ich mir auch wünschen, dass wir noch mehr und noch prominenter über die Klima- und Umweltkrise berichten würden, ich halte sie für das zentrale Thema unserer Zeit. Aber andere Dinge sind natürlich auch wichtig, man will ja keinen Überdruss bei Lesern riskieren.

Zudem hat sich in unserer Berichterstattung viel getan: Klimawandel und Klimaschutz sind in fast allen Ressorts inzwischen regelmäßige Themen. Viele Kollegen befassen sich mit unterschiedlichen Aspekten der Krise, für größere Projekte wie 2019 das digitale Erklärstück "Anatomie einer Katastrophe" finden sich immer neue, gemischte Teams zusammen. Auch gibt es seit eineinhalb Jahren den wöchentlichen Newsletter "Klimafreitag" (klimafreitag.de). Ist das intensiv und nachhaltig genug? Ich weiß es nicht. Aber wir geben uns alle Mühe, dem Thema gerecht zu werden.