Transparenz-Blog

Maskenaffäre und professioneller Dialog mit Parteien – wie passt das zusammen?

Bayern-Redakteur Andreas Glas über einen besonderen Balanceakt zwischen Distanz und Fairness bei heiklen Recherchen.

Andreas Glas, Bayern-Redakteur

27. Mai 2021 - 2 Min. Lesezeit

Es ist ja bekannt, dass der Filz in Bayern eine gewisse Tradition hat. Aber eine Razzia im Landtag? Ist selbst für bayerische Verhältnisse unerhört. Am 17. März, als Ermittler das Büro des CSU-Abgeordneten Alfred Sauter durchwühlten, dürfte Parteichef Markus Söder endgültig gewusst haben, dass die Maskenaffäre ihn und die CSU in erhebliche Schwierigkeiten bringen würde. Und für mich, SZ-Korrespondent im Landtag, war sofort klar: Da kommt jede Menge Arbeit auf uns zu. Was sich in vielen Berichten niederschlug, die im Laufe der Affäre in der SZ zu lesen waren. Und die noch folgen.

Über die Millionen, die für Sauter, den CSU-Bundestagsabgeordneten Georg Nüßlein und deren Partner bei ihren dubiosen Deals mit Corona-Schutzmasken rausspringen sollten. Über noch mehr Millionen an Anwaltshonorar, die CSU-Politiker Peter Gauweiler während seiner Zeit im Bundestag bei einem reichen Rechtskonservativen abgerechnet hat. Über Tafelrunden der CSU mit Wirtschaftsgrößen im Edelrestaurant – zur „Spenderpflege“. Alles keine schönen Schlagzeilen für die Partei. Und keine bequemen Begleitumstände für jemanden, der neben der Maskenaffäre auch über Söders Corona-Politik und das Innenleben der CSU berichtet – und der bei aller Distanz einen gewissen Zugang zu den Politikern braucht, um an die ein oder andere Information zu kommen.

Hinter den Recherchen zu den Raffgier-Affären der CSU stehen Kolleginnen und Kollegen aus dem Bayern- und dem Investigativressort. Wir bilden ein Team, und meine Aufgabe besteht vor allem darin, über die politischen Konsequenzen zu schreiben – und die Parteispitze mit Recherchen zu konfrontieren. Wie also kann es trotz Enthüllungen und Konfrontationen gelingen, als Politikjournalist weiterhin einen respektvollen, funktionierenden Umgang mit Politikern zu pflegen?

Zum einen braucht es inneren Abstand. Ist Häme im Spiel oder spürt ein Politiker beim Journalisten persönliche Genugtuung, dass er nun in Not ist, dann ist das Gift für den weiteren Umgang. Und natürlich muss man die journalistischen Spielregeln einhalten. Das heißt, logisch: Die Recherchen müssen immer sachlich richtig sein. Zudem sollten nicht nur die betroffenen Politiker, sondern auch die Parteiverantwortlichen oder ihre Sprecher die Chance haben, sich zu den Recherchen zu äußern – und zwar vor Erscheinen eines Artikels. Das wiederum erfordert, die Betroffenen rechtzeitig zu befragen. Wer diese Fairness-Regeln befolgt, verhält sich professionell – und darf damit rechnen, dass die andere Seite ebenso reagiert. Bei der CSU kommt ein begünstigender Faktor dazu: Wer gut austeilen kann, ist oft auch gut im Einstecken. Letzteres gehört – bisher zumindest – zu den erfreulichen Seiten dieser Partei.    

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Illustration: Bernd Schifferdecker