1979: Teheran nach Khomeinis Rückkehr

Der Wohlgeruch der Revolution

Die SZ hat zum Jubiläum historische Texte aus 75 Jahren neu aufbereitet. Hier geht es um die Rückkehr Khomeinis aus dem Exil. In Iran sieht es in jenen Tagen nicht nach Militärputsch oder Volksaufstand aus, sondern eher nach schleichendem Übergang zur islamischen Republik.

Von unserem Korrespondenten Rudolph Chimelli

Die Zeit vor der Islamischen Revolution

Die Zeit vor der Islamischen Revolution

Von Moritz Baumstieger


Noch im Jahr 1971 hatte Mohammad Reza Pahlavi mit einer 100 Millionen Dollar teuren Inszenierung "2500 Jahre iranische Monarchie" gefeiert. Im Land brodelte es da schon lange - wegen der autokratischen Herrschaft des Schahs, seiner brutalen Geheimpolizei, unpopulären Neuerungen wie einer misslungenen Landreform. 


Dem Unmut gab unter anderen ein Geistlicher seine Stimme: Ayatollah Ruhollah Chomeini, der seit 1964 im Exil lebte und über seine Netzwerke Audio-Kassetten ins Land schmuggeln ließ. In Iran wurden die Reden des Ayatollahs tausendfach überspielt und angehört. 


Als im Januar 1978 ein Artikel in der Tageszeitung Ettela'at den schiitischen Geistlichen massiv beleidigte, kam es zu Protesten, an denen auch viele säkulare Oppositionelle teilnahmen. Die Demonstrationen wurden blutig niedergeschlagen, was neue Proteste auslöste - die Situation schaukelte sich immer weiter hoch, bis auch Konzessionen des Schahs das Volk nicht mehr beruhigen konnten. "Ich übergebe das Land in Ihre und Gottes Hände“, sagte er schließlich am 16. Januar 1979 zu seinem Premierminister und verließ Iran für immer.

Der folgende Text ist in der Wochenendausgabe der SZ vom 3. Februar 1979 auf Seite 3 erschienen. Am 1. Februar 1979 war Chomeini aus dem Exil aus Frankreich zurückgekehrt.

Zum erstenmal lächelt der Ayatollah. Noch in der Air-France-Boeing, die ihn am Donnerstag nach mehr als vierzehnjährigem Exil aus der französischen Hauptstadt nach Teheran brachte, hatte Khomeini die Frage, welchen Kommentar er zu seinen Gefühlen in einem solchen Augenblick geben wolle, knapp und mit unbewegtem Gesicht beantwortet: „keinen“.