Notaufnahme

Sie bewahren Flüchtlinge vor dem Ertrinken im Mittelmeer – doch in Italien wird ihnen der Prozess gemacht. Private Seenotretter werden entweder bewundert oder gehasst. Warum die Lebensretter kriminalisiert werden – und eine deutsche Kapitänin keine Dankbarkeit möchte.

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Von Oliver Meiler und Christof Gertsch

Die Kapitänin vermutet schon länger, dass an den Befehlen der Küstenwache etwas faul ist. Mit Begründungen, die ihr immer merkwürdiger vorkommen, lotst die Leitstelle sie aus der Rettungszone vor der libyschen Küste in meilenweit entfernte Gewässer vor der italienischen Insel Lampedusa. Als gleißende Flutlichter die Dunkelheit durchbrechen, hat die Kapitänin der Iuventa Gewissheit: Sie sitzt in der Falle. Schnellboote der italienischen Küstenwache umkreisen ihr Schiff, über Lautsprecher wird sie aufgefordert, den Hafen anzusteuern. Kapitänin Pia Klemp sagt zu ihrer Crew: „Ich glaube, wir sind am Arsch.“