Pegasus-Projekt

„Die Überwachungs­industrie ist außer Kontrolle“

Der ehemalige UN-Sonderberichterstatter David Kaye über Spähangriffe auf Bürger, undurchsichtige Geschäfte – und die Frage, wie sich politisch gegensteuern lässt.

Interview: Kristiana Ludwig und Frederik Obermaier

18. Juli 2021 - 8 Min. Lesezeit

SZ: Herr Kaye, auf der Homepage der israelischen NSO Group ist zu lesen, dass mithilfe der Überwachungssoftware dieser Firma bereits Tausende Leben gerettet worden seien. Warum fordern Sie ein Exportverbot für solche Produkte?

David Kaye: Produkte wie jene der NSO helfen Regierungen dabei, Oppositionelle, Journalisten oder Aktivisten auszuspionieren. Sie geben Staaten die Möglichkeit, nicht nur die Bewegungen einer Person nachzuverfolgen, sondern auch deren Gespräche mitzuhören, deren E-Mails mitzulesen und deren Fotos anzusehen. Eine solch gezielte Überwachung ist eine düstere Realität des digitalen Zeitalters. Diese Software ist ein Werkzeug repressiver Regierungen, um Debatten, Kritik und Journalismus zu unterdrücken. Es gibt nur eine wirksame Antwort darauf: den Verkauf und die Weitergabe der Technologie zu stoppen.