Wenn die Brühe hochkommt

Eine Woche lang greifen Bürger 1991 Wohnheime in Hoyerswerda an, danach wird die Stadt in der rechten Szene als „ausländerfrei“ gefeiert. Lange her – aber auch irgendwie nicht.

Von Ulrike Nimz

15. September 2021 - 13 Min. Lesezeit

Irgendwann kommt alles wieder hoch, das wissen sie in Hoyerswerda ja besser als anderswo. Als der Tagebau dichtmachte, weil das Land ausgeräumt war, stieg das Grundwasser an im Lausitzer Revier, drohte auch in die Keller der Neustadt zu kriechen, in die Wohnkomplexe aus Beton, einst aus dem Boden gestampft für die Arbeiter des Gaskombinats Schwarze Pumpe. Sie haben Filterbrunnen gebaut, einen Graben gezogen, Messstellen errichtet, alles, was nötig ist, um die Brühe unten zu halten. Wer eine Parabel sucht, für das, was hier vor dreißig Jahren geschah, wird in Hoyerswerda schnell fündig.