Trockenübung

Spätestens im Juli soll es in Kapstadt kein Wasser mehr geben.Vier Millionen Menschen rüsten sich für einen großen Verteilungskampf.

Von Bernd Dörries

Es ist 11.21 Uhr, als Officer Wayne Petersen einen schlimmen Verdacht hat. Er steuert sein Polizeifahrzeug zu einem Park im Süden von Kapstadt, zu einem kleinen Stück Rasen, umgeben von den hohen Mauern und Zäunen der Reichen. „Sieht verdächtig aus“, sagt Petersen, er öffnet die Wagentür und läuft zu einem Wasserschlauch, der auf dem Rasen liegt, er scheint irgendwo aus der Erde zu kommen. Vier weitere Polizeiwagen treffen ein, 17 Beamte starren schließlich den Wasserschlauch an, einer bohrt seinen Finger in die Erde, sie ist noch feucht.

Wayne Petersen, 55, beginnt sofort nach Zeugen für dieses mutmaßliche Verbrechen zu suchen, die Nachbarn werden befragt, Spuren gesichert, der kleine Park ist nun ein Tatort. „Haben Sie etwas bemerkt, haben Sie gesehen, dass dort jemand den Rasen gewässert hat“, fragt Wayne Petersen ein weißes Ehepaar. Die beiden schütteln die Köpfe.

Wayne Petersen ist seit 27 Jahren im Law Enforcement der Stadt, was in etwa dem deutschen Ordnungsamt entspricht. In Kapstadt tragen die Beamten schöne Uniformen mit dem bunten Wappen der Stadt, dazu Pistolen, und sie haben Blaulicht auf ihren Autos. Petersen und seine Kollegen werden gerufen, wenn ein Obdachloser irgendwo schläft, wo er nicht schlafen soll, oder wenn jemand den Müll vor sein Haus geschüttet hat. Bei seinen Einsätzen hört Petersen oft: „Kümmert euch doch um die Mörder, um die richtigen Verbrecher.“

In der Stadt mit der neunthöchsten Mordrate der Welt war es lange nicht gerade populär, gegen alltägliche Verstöße vorzugehen. „Das hat sich geändert“, sagt Petersen, „zurzeit kommen sie wahrscheinlich eher mit einem Schwerverbrechen davon, als damit, dass sie ihren Swimmingpool oder einen Park wie diesen wässern.“

Die schlimmste Dürre seit 100 Jahren

Er und seine Leute sind zu kleinen Helden geworden in Kapstadt, zu Wasser-Sheriffs, die dafür sorgen sollen, dass keiner mehr verbraucht als die 50 Liter, die jedem Bürger am Tag zustehen. Bei vielen hilft reden. Bei manchen erst ein Kästchen, das den Verbrauch misst und das Wasser abschaltet, wenn das Limit erreicht ist. Und manchmal erwischt Petersen auch jemanden, der seinen Schlauch an einen Feuerhydranten angeschlossen hat oder an das Waschbecken eines öffentlichen Klos. Wasserdiebstahl ist ein neues Vergehen, und es wird hart bestraft. „Wer nicht mitmacht, riskiert die Katastrophe“, sagt Petersen.

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