Wie geht es uns?

Mit dem Beginn der Corona-Beschränkungen haben wir im Frühjahr begonnen, mit Ihnen an einem kollektiven Tagebuch der Krise zu schreiben. Hier finden sie die gesammelten Beiträge aus dem Frühjahr und Sommer. Zum aktuellen Tagebuch hier entlang.

„Das Wichtigste: meinen topfitten fast 100-jährigen Papa wiedersehen!“

Wir haben Sie immer wieder gefragt, worauf Sie sich gefreut haben - und was Sie noch vermissen. Vom Singen im Chor über Besuche im Altenheim bis hin zu einem Wiedersehen nach 112 Tagen: Blättern Sie hier durch die eindrücklichsten Antworten, die uns Leser und Leserinnen im Juni und Juli geschickt haben (einfach auf die Kategorien klicken):

Hinter einigen Zuschriften verbirgt sich eine größere Geschichte: ein Problem, von dem andere wissen sollten, ein Schicksal oder Erlebnis, das viele interessiert. In diesen Fällen recherchieren wir weiter und veröffentlichen eigene Interviews oder Berichte:

Nicht nur in Worten, auch per Video haben uns erneut viele Beiträge für das kollektive Tagebuch erreicht - Familie Alberts zum Beispiel setzt statt Netflix auf eigene Filmkunst. In der Hauptrolle: der siebenjährige Leopold. Darunter finden Sie die Videotagebücher der vorigen Wochen.

Viele Leserinnen und Leser haben uns auch Sprachnachrichten für das Corona-Tagebuch geschickt. Die Podcasts, die aus den Zusendungen entstanden sind, finden Sie hier. Eine Leserin hat Corona sogar ein Lied gewidmet:

Hier finden Sie die Datenauswertung der ersten großen Leserumfrage zum kollektiven Tagebuch, bei der wir nicht nur Ihre Erfahrungen, sondern beispielsweise auch Arbeitssituation und Gesundheitszustand abgefragt haben.
Lesen Sie außerdem eine Analyse über die Akzeptanz des zweiten Lockdowns jetzt im November und wühlen Sie sich durch eine Zeitvertreibmaschine, um sich an tristen Herbsttagen vor Langeweile zu schützen.

Kurz nach Beginn der Ausgangsbeschränkungen haben wir mit dem kollektiven Tagebuch angefangen und seit dieser Zeit haben Tausende Leserinnen und Leser mit uns daran gearbeitet, es zu füllen. Mehr als 5000 Beiträge wurden uns zugeschickt, weit mehr als erwartet - vielen Dank! Wir können daher leider nicht alle Zuschriften veröffentlichen. Aber wir zeigen hier eine Auswahl seit dem Start des Projekts im März. Die interessantesten, spannendsten und aussagekräftigsten Leser- und Leserinnen-Storys der jeweiligen Wochen können Sie sich mit Klick auf die Fotos anschauen:

Die vierte Phase der Krise
(Neuer Alltag Mitte/Ende Mai)

Die dritte Phase der Krise
(Öffnung Anfang Mai)

Die zweite Phase der Krise
(Lockerungen Ende April)

Die erste Phase der Krise
(Kontaktsperre bis Mitte April)

Warum wir dieses Projekt machen

Wie geht’s? In der Corona-Krise ist die Frage mehr als eine Floskel, sie hat eine neue Bedeutung bekommen. Das ist in den vielen Antworten zu spüren, die wir von Ihnen bekommen haben. Tausende Leserinnen und Leser haben an unserer Umfrage teilgenommen, viele haben auch etwas für das Tagebuch aufgeschrieben oder aufgenommen: große Geschichten über die Angst vor der Arbeitslosigkeit, zerbrochene Beziehungen, verstorbene Verwandte und natürlich immer wieder über die Krankheit. Und kleine Geschichten über die ersten warmen Sonnenstrahlen, die zaghafte Suche nach neuen Routinen im Ausnahmezustand, eine neue Liebe, die sich in Zeiten von Corona beweist. Auch wenn wir nur eine Auswahl davon veröffentlichen können - vielen Dank dafür.

Und wie geht es Ihnen, wie geht es uns in der Krise? Es ist alles gleichzeitig und von allem (zu) viel. Zu viel Distanz – wir vermissen unsere Freunde, die älteren Verwandten, die Arbeit im Büro. Zu viel Nähe – zurückgeworfen auf die Menschen, mit denen wir zusammenleben, müssen wir neue Strategien entwickeln. Es gibt Trauer, Einsamkeit und viel Angst - vor der Krankheit, um die Lieben, aber auch vor Arbeitslosigkeit oder davor, dass die Freiheit, die wir jetzt aufgeben, auf absehbare Zeit verloren bleibt. Aber auch viel Nachdenken, Überdenken, neu Denken: Was ist wichtig im Leben und was nicht?

Der Soziologe Hartmut Rosa spricht von einer „Zwangsentschleunigung“, die im krassen Widerspruch dazu stehe, wie unsere Gesellschaft bisher funktioniert hat: höher, weiter, schneller. Die Soziologin Eva Illouz schreibt in der SZ, dass wir das Ausmaß dieser Katastrophe kaum begreifen könnten. Nicht nur, weil sie so weltumspannend sei. Sie zwinge auch gewohnte Autoritäten in die Knie: Politiker, die kaputtgesparten Gesundheitssysteme der mächtigsten Staaten der Welt: „In der keimfrei fortschrittlichen Welt von Kernkraft, Laserchirurgie und virtuellen Technologien brach die primitive Welt der tödlichen Seuchen aus.“ Bei beiden verbindet sich die Angst vor der Krankheit mit der Hoffnung, dass aus dieser Pandemie eine irgendwie andere, irgendwie bessere Gesellschaft hervorgehen wird.

Jetzt ist die Zeit, genauer hinzuschauen, den Blick auf die kleinen und großen Veränderungen im Leben der einzelnen Menschen zu richten. Diesen Ausnahmezustand, der unsere Gesellschaft, unser Miteinander verändert, erleben alle, gemeinsam, jeden Tag. Sich darüber auszutauschen kann helfen, das alles zu bewältigen. Und wenn wir im Nachhinein, wenn die Normalität zurück ist (oder sich neu geformt hat), lesen, was uns bewegt hat in den verschiedenen Phasen dieser Krise, können wir vielleicht besser begreifen, was wir jetzt noch gar nicht fassen können.

Auf dieser Seite sammeln und dokumentieren wir deshalb: Beobachtungen und Geschichten, die Sie uns schreiben; Bilder, Videos und Sprachnachrichten, die Sie uns schicken; und Berichte, die die SZ-Redaktion recherchiert. Weil es uns alle betrifft. Lassen Sie uns gegenseitig Mut machen, Erfahrungen teilen, Trost spenden. Damit wir uns diese Krise, die größte seit dem Zweiten Weltkrieg, gemeinsam überstehen. Gemeinsam zeichnen wir ein Stimmungsbild dieser Zeit.  

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