Da sind wir wieder

In Großhöhenrain singen die Menschen schon immer. Dann kam Corona, dann starb ein Musiker, dann war Stille. Jetzt probt ihr Chor wieder, aber sie müssen erst mal schauen, ob das, was mal war, wieder da ist.

Text: Elisa Schwarz, Fotos: Alessandra Schellnegger

9. Juli 2021 - 14 Min. Lesezeit

Von da oben hat er immer alles beobachtet. Die Hochzeiten, wenn unten am Altar das Brautpaar stand, die Jungen, die sich immer was wünschten, Sepp, spielst du „Ins Wasser fällt ein Stein“? Die Weihnachtstage, wenn die Kirche so voll war wie nie, wenn das ganze Dorf in den Reihen saß, vorne die Kinder, hinten die Alten, wie die Luft zitterte, wenn er die Orgeltasten niederdrückte und unter ihm die Menschen anfingen zu singen, ein Meer aus Stimmen: Näher, mein Gott, zu dir. Dann die Stille. Manchmal wischte sich einer über die Augen, auch das sah Josef Stahuber, der schon als Kind oben auf der Empore stand und runterschaute ins Kirchenschiff, ein Kribbeln im Bauch, als wär’s das Zehnmeterbrett im Schwimmbad.