Endstation Sehnsucht

Im Wahlkampf lassen sich Kanzlerkandidaten hierhin und dorthin schubsen – und immer lächeln sie. Es ist eine Grenzerfahrung, körperlich, psychisch. Szenen aus dem Ausnahmezustand.

Von Nico Fried

24. September 2021 - 13 Min. Lesezeit

Wahlkampf ist zum Beispiel, wenn man sich Zeit nehmen muss, die man nicht hat. Armin Laschet strebt dem Hinterausgang eines Hamburger Hotels entgegen. Es ist noch Vormittag, aber er hat schon Verspätung. Jetzt wartet noch ein Kamerateam. Bitte hier hinstellen. Frage, Antwort. War’s das? Gleich, bitte noch mal da drüben hinstellen. Aber nur noch eine Frage, mahnt der Pressesprecher. Es werden drei, und Laschet beantwortet sie alle. Er hat den Mund noch nicht geschlossen, da ruft einer von der Jungen Union, Herr Laschet, ein Selfie bitte. Dann ein zweiter. Der dritte erzählt Laschet, dass er einige Jahre in irgendeinem JU-Vorstand saß. Laschet schaut ihn freundlich an und sagt: Aha. Zum Auto. Nein, eins noch, sagt eine junge Frau. Wenigstens eine Frau muss doch dabei sein. Laschet lacht. Selfie mit der Frau, jetzt aber zum Auto. Abfahrt.