Pegasus-Projekt

Was die NSO zu den Recherchen sagt

Wie äußert sich die NSO Group zu der Recherche des Pegasus-Projekts? Die Süddeutsche Zeitung und ihre Medienpartner haben sie mit den Vorwürfen konfrontiert. Das sind die Antworten.

18. Juli 2021 - 3 Min. Lesezeit

Forbidden Stories hat der NSO Group – die im Zentrum der Pegasus-Projekt-Enthüllungen steht – auch im Namen der Süddeutschen Zeitung und 15 weiterer Medienpartner mehrere Schreiben mit Bitte um Stellungnahme geschickt. Die NSO und eine von der Firma beauftragte Anwaltskanzlei antworteten mit mehreren Stellungnahmen und wiesen Vorwürfe zurück. Es könne sich bei den dem Pegasus-Projekt-Team vorliegenden Daten nicht um Telefonnummern handeln, „die von Regierungen, die Pegasus nutzen, ins Visier genommen wurden“. Die NSO äußerte den Verdacht, dass es sich bei den geleakten Nummern um „offen zugängliche Basisinformationen“ handle, etwa Home-Location-Register-Daten, „die keinen Einfluss auf die Liste der Zielkunden von Pegasus oder anderen NSO-Produkten haben“. Derartige Daten existieren für jedes Mobilgerät, es handelt sich um unverwechselbare Codes – eindeutige digitale Fingerabdrücke also.

Auf konkrete Fragen ging die Firma in ihren Antworten nur teilweise ein. Aufgrund von „vertraglichen und Erwägungen der nationalen Sicherheit“ könne die Firma die Namen ihrer Regierungskunden weder bestätigen noch dementieren. Die NSO wies den Vorwurf zurück, dem aserbaidschanischen Regime womöglich geholfen zu haben, intime Fotos einer Aktivistin zu stehlen und zu veröffentlichen. Es sei zudem „falsch und verleumderisch“ zu behaupten, dass mittels NSO-Software zwischen 2016 und 2017 mehr als 15 000 Personen in Mexiko ins Visier genommen worden seien.

„Die NSO Group befindet sich auf einer lebensrettenden Mission“, erklärte die israelische Firma. „Das Unternehmen wird diese Mission unbeirrt ausführen, trotz aller fortgesetzten Versuche, sie mit falschen Begründungen zu diskreditieren.“ NSO-Technologie habe geholfen, Terrorangriffe und Selbstmordanschläge zu verhindern. „Die Technologien werden auch täglich eingesetzt, um Pädophilie-, Sex- und Drogenhändlerringe zu zerschlagen, vermisste und entführte Kinder zu lokalisieren, Überlebende unter eingestürzten Gebäuden zu finden und den Luftraum vor dem Eindringen gefährlicher Drohnen zu schützen.“

Die Pegasus-Software werde „ausschließlich überprüften Regierungen zur Verfügung gestellt“ – und zwar „unter strengen Lizenzbedingungen“. NSO unterliege „verschiedenen Exportkontrollregimen“, einschließlich des israelischen Verteidigungsministeriums. Die Kontrolle über die Software könne man nicht verlieren. „Die Produkte der NSO Group funktionieren nicht auf eine Art und Weise, die dies ermöglichen würde.“ NSO betreibe die Software nicht selbst. Und man nehme auch keine Anweisungen von irgendeinem Regierungschef entgegen. Die NSO wies das Gerücht zurück, der israelische Geheimdienst habe eine „Hintertür“, also Zugang zu ausgespähten Daten.

Weiter erklärte das Unternehmen, keinen Zugriff auf die Daten seiner Kunden zu haben. Diese lägen auch nicht auf den Servern der NSO. Man habe „weder Einsicht noch Zugang“. Was man indes ausschließen könne, sei eine Überwachung von Personen in den USA. „Kein ausländischer Kunde hat jemals eine Technologie erhalten, die es ihm ermöglichen würde, auf Telefone mit US-Nummern zuzugreifen.“

NSO betont, „alle glaubwürdigen Missbrauchsvorwürfe“ zu untersuchen und „basierend auf den Ergebnissen dieser Untersuchungen angemessene Maßnahmen“ zu ergreifen. „Dazu gehört auch die Abschaltung des Systems eines Kunden, etwas, wozu NSO aufgrund von bestätigtem Missbrauch in der Vergangenheit mehrfach die Fähigkeit und Bereitschaft bewiesen hat und auch nicht zögern wird, es wieder zu tun, wenn eine Situation dies rechtfertigt.“ Zum Fall des in Istanbul ermordeten Dissidenten Jamal Khashoggi erklärte die NSO Group, damit „in keiner Weise“ in Verbindung zu stehen. „Wir können bestätigen, dass unsere Technologie nicht zum Abhören, Überwachen, Verfolgen oder Sammeln von Informationen über ihn oder seine Familienmitglieder (...) verwendet wurde. Wir haben diese Behauptung, die wiederum ohne Bestätigung aufgestellt wird, zuvor untersucht.“

Team

Digitales Storytelling Lea Weinmann
Digitales Design Felix Hunger
Illustration Christian Tönsmann