#wahlfilter

Wie verzerrt ist Instagram?

Wir wollen herausfinden, wie auf Instagram Politik gemacht wird - und gemeinsam dem Algorithmus auf die Spur kommen. Bei der Datenrecherche im Projekt #wahlfilter, die die SZ gemeinsam mit Algorithm Watch gestartet hat, beginnt nun die Auswertung.

14. April 2021

@markus.soeder, @jensspahn, @franziskagiffey und die @bundeskanzlerin - sie sind alle längst auf Instagram. Im sogenannten Superwahljahr wird die Weichzeichner-Plattform zur Bühne der großen Politik.

Aber noch interessanter als die Bilder, mit denen sich Politikerinnen und Politiker dort auf der digitalen Bühne inszenieren, ist das, was sich hinter der Bühne abspielt. Algorithmen, die soziale Medien steuern, sind oft „Blackboxes“: undurchsichtig, rätselhaft, von künstlicher Intelligenz ständig optimiert.

Was bedeutet das für die deutsche Demokratie? Welcher Politiker wird in unsere Timelines gespült, welcher Post wird aussortiert? Steuert Instagram das Ausspielen politischer Inhalte oder einzelner Personen? Wie politisch ist Instagram selbst, tief drinnen in seiner Matrix - und verzerrt das Netzwerk unsere Timelines in die eine oder andere politische Richtung?

Das wollen wir kurz vor der Bundestagswahl gemeinsam herausfinden. Wir haben dazu im April in Kooperation mit der gemeinnützigen Recherche-Gruppe Algorithm Watch das Projekt #wahlfilter für Instagram gestartet. In einer Crowdsourcing-Aktion wollten wir durch die Datenspenden von Teilnehmerinnen und Teilnehmern mehr über den Instagram-Algorithmus herausfinden und Licht in die Black Box bringen. Fast 1000 Menschen sind dem Aufruf gefolgt, haben sich das dazu nötige Tool installiert und sind drei zufällig vorgeschlagenen Politikerinnen gefolgt. So konnte über ein kleines Programm erfasst werden, wann welche Beiträge in ihrer Timeline auftauchen, welche nicht dabei sind und wie sich das von Teilnehmerin zu Teilnehmer unterscheidet. Mehr als 200 000 dieser Datenspenden sind insgesamt eingegangen.

Jetzt ist die Phase der Datenerhebung abgeschlossen und es geht an die Auswertung. Die bislang gesammelten Informationen, die Algorithm Watch der SZ zur Verfügung stellt, untersuchen unsere Datenjournalisten nun darauf hin, was sie über die Mechanik der Plattform offenbaren, was sie darüber verraten, warum unsere Instagram-Welt sich wie zusammensetzt.

Alle, die sich das Plugin installiert haben, können es nun deinstallieren (wenn Sie Hilfe dabei brauchen, lesen Sie unten bei "Wie funktioniert das Plug-in?", wie es geht). Sie müssen auch den vorgeschlagenen Politikern nicht mehr folgen, wenn Sie nicht mehr möchten. Wir bedanken uns daher sehr herzlich bei allen Datenspenderinnen und Datenspendern für ihr Vertrauen und für ihre Geduld (gerade, wenn es Accounts waren, deren Inhalte Sie gar nicht gern in der eigenen Timeline gesehen haben). Wir werden nun die nächsten Wochen damit verbringen, die Daten zu analysieren und für Sie aufzubereiten. Anfang September möchten wir Ihnen die Ergebnisse unserer Recherchen präsentieren.

In Kürze startet zudem ein weiteres, ähnlich gelagertes Projekt: Mit dem #wahlfilter für Facebook wollen wir gemeinsam mit dem US-amerikanischen Recherchekollektiv The Markup mehr über den Facebook-Algorithmus in Erfahrung bringen (mehr zu diesem Projekt dann auf sz.de/wahlfilter).

Das Wichtigste zum Projekt #wahlfilter

#wahlfilter ist auf die Mithilfe von Leserinnen und Lesern angewiesen - ohne Sie wäre dieses Projekt nicht möglich. Wir bedanken uns daher sehr für Ihre Unterstützung und umso mehr interessiert uns Ihre Meinung. Sie können uns gern via Mail an dierecherche@sz.de Feedback oder Anregungen geben oder sich mit Fragen an uns wenden.

Team

Redaktion Jannis Brühl, Sabrina Ebitsch, Christian Endt, Elisabeth Gamperl, Mirjam Hauck, Simon Hurtz, Franziska Koohestani, Berit Kruse, Daniel Wüllner
Daten Berit Kruse, Benedict Witzenberger
Text Sabrina Ebitsch
Visuals Felix Hunger
Motion Design Hennes Elbert
Digitales Design Felix Hunger, Monika Link
Testing Malte Hornbergs