Feiern in der Krise

Abi-Blues

Jahrelang haben sie die Schulbank gedrückt - doch wegen der Corona-Krise können sie nun weder Abschied noch Abitur richtig genießen. Acht Abiturientinnen und Abiturienten berichten, was die Krise mit ihnen macht.

Protokolle von Ania Kozlowska

Leni Becher, 17, Liebigschule Gießen: 

"Als ich aus meiner letzten Prüfung gegangen bin, haben wir noch gescherzt, dass wir das letzte Mal an der Schule sind - keiner hat uns gesagt, dass es tatsächlich unser letzter Schultag sein sollte. Aber mein Alltag jetzt unterscheidet sich eh kaum von dem vor den Prüfungen. Ich habe nicht das Gefühl, als hätte ich was Tolles geschafft. Man fühlt sich total gewöhnlich und kann es gar nicht realisieren. Termine, wie der für die Zeugnisverleihung, werden die ganze Zeit verschoben - teilweise bemerkt man das nur kurz in einer E-Mail und ist voll erschrocken. Am Anfang war ich noch enttäuscht, aber mittlerweile ist es mir egal. Dann krieg ich halt mein Zeugnis per Post. Jeder, der einen Plan nach dem Abi hatte, ist mittlerweile in ein Loch gefallen. Es ist echt eine Identitätskrise. Eigentlich wollte ich ins Ausland und auf keinen Fall studieren, aber jetzt ist es vielleicht doch wieder eine Option, weil ich nicht weiß, wann Reisen überhaupt wieder möglich sind. Viele suchen sich jetzt Notlösungen, nur um irgendwas zu machen. Aber zumindest weiß ich jetzt, dass mich nichts mehr aus der Bahn werfen kann: Ich habe es geschafft, mich alleine zu motivieren und das Positive in den kleinen Dingen zu finden. Ansonsten darf ich über das Ganze nicht allzu genau nachdenken - sonst macht es mich wieder traurig."