1972: Olympia-Attentat in München

Das Ende auf dem Rollfeld

Die SZ hat zum Jubiläum historische Texte aus 75 Jahren neu aufbereitet. Hier gehen die Autoren der Frage nach, warum die verzweifelten Vermittlungsbemühungen deutscher Politiker, die israelischen Geiseln zu befreien, gescheitert sind.

Von unseren Redaktionsmitgliedern Hannes Burger, Johann Freudenreich, Werner Holzer, Olaf Ihlau, Peter Pragal, Herbert Riehl-Heyse und Christian Schneider.  
Was vorher geschah:

Was vorher geschah:

Von Joachim Käppner


In München präsentiert sich die Bundesrepublik Deutschland als Staatswesen, das den Weg zurück in die Gemeinschaft der Nationen gefunden, sich von der Nazivergangenheit gelöst hat: Es sind fröhliche Olympische Spiele, abgehalten in modernen Sportstätten wie dem Olympiastadion, bald hat das Publikum seine Heldinnen und Helden wie die deutsche Hochspringerin Ulrike Meyfarth und den schnauzbärtigen US-Schwimmer Mark Spitz. 


Dann wird das Fest der Nationen jäh erschüttert, als ein palästinensisches Terrorkommando die Unterkunft der Sportler Israels angreift. Das tagelange Geiseldrama hält die Welt in Atem, die auf dem Fernseher zusieht. Die hoffnungslos überforderte Polizei unternimmt in der Nacht vom 5. auf den 6. September einen Befreiungsversuch, der im Fiasko endet. Elf israelische Sportler und Offizielle, ein Polizeibeamter und fünf Terroristen sterben bei dem Drama dieser Septembertage. 


Die Spiele werden fortgesetzt, aber sie haben ihre Unschuld verloren. Israels Premierministerin Golda Meir befiehlt dem Geheimdienst Mossad, die Hintermänner des Attentates aufzuspüren und zu töten.

Der folgende Artikel ist in der SZ vom 7. September 1972 auf den Seiten 3 und 5 erschienen.

Im Appartement 430 des Hotels Continental verfolgt am Mittwochmorgen Bundesinnenminister Genscher nach knapp zwei Stunden Schlaf den Versuch seines bayerischen Amtskollegen Bruno Merk, in einem Fernsehinterview die erste emotionsgebremste und systematische Analyse der dramatischen letzten 27 Stunden vorzunehmen, die 17 Menschenleben forderten - elf Mitglieder der israelischen Olympia-Delegation, einen Münchner Schutzpolizisten und fünf arabische Terroristen.