200 Jahre städtische Friedhöfe
Weltentrückt im Diesseits
In München gibt es 260 000 Grabstätten. Als Kulturstätten sind die Friedhöfe kaum weniger bedeutsam als Schlösser und Museen.
Von Wolfgang Görl
Schäm dich, sagt eine innere Stimme, und sie hat ja auch recht – oder doch nicht? Darf die Stimmung, in der man durch einen Friedhof spaziert, zunehmend in Richtung gute Laune gehen?
Nun ja, vielleicht nicht gerade bei einer Beerdigung, obwohl auch das schon vorgekommen sein soll. Aber hier, auf dem Alten Nördlichen Friedhof in der Maxvorstadt, ist es beinahe unmöglich, mies gelaunt an den Grabsteinen vorbei zu schlurfen.
Gewiss, der Tod ist allgegenwärtig, aber unter den zartgrünen Trieben der Bäume, auf denen die Vögel ein vielstimmiges Tirili intonieren, setzt das Leben ein dickes Ausrufezeichen.
Schäm dich, sagt eine innere Stimme, und sie hat ja auch recht – oder doch nicht? Darf die Stimmung, in der man durch einen Friedhof spaziert, zunehmend in Richtung gute Laune gehen?
Nun ja, vielleicht nicht gerade bei einer Beerdigung, obwohl auch das schon vorgekommen sein soll. Aber hier, auf dem Alten Nördlichen Friedhof in der Maxvorstadt, ist es beinahe unmöglich, mies gelaunt an den Grabsteinen vorbei zu schlurfen.
Gewiss, der Tod ist allgegenwärtig, aber unter den zartgrünen Trieben der Bäume, auf denen die Vögel ein vielstimmiges Tirili intonieren, setzt das Leben ein dickes Ausrufezeichen.
Ein junges Paar, sie auf dem Rücken liegend, er sitzend, turtelt auf einer Parkbank, entlang der Friedhofsmauer drehen Jogger ihre Runden, zwei Mütter haben es sich auf einer Decke gemütlich gemacht, während ihre Kinder zwischen den Grabsteinen herumtollen.
Ein junges Paar, sie auf dem Rücken liegend, er sitzend, turtelt auf einer Parkbank, entlang der Friedhofsmauer drehen Jogger ihre Runden, zwei Mütter haben es sich auf einer Decke gemütlich gemacht, während ihre Kinder zwischen den Grabsteinen herumtollen.
Und vor dem Grab des Gutsbesitzers Georg Britsch, gestorben zu München am 25. Juli 1891, bettelt ein Eichhörnchen forsch um Futter.
Mögen anderswo Gräber die Lebenden veranlassen, für einen Moment der Besinnung inne zu halten, auf dem Alten Nördlichen Friedhof wirken sie wie eine Aufforderung, das Leben zu feiern: Lass es dir gut gehen, solange du kannst.
Und vor dem Grab des Gutsbesitzers Georg Britsch, gestorben zu München am 25. Juli 1891, bettelt ein Eichhörnchen forsch um Futter.
Mögen anderswo Gräber die Lebenden veranlassen, für einen Moment der Besinnung inne zu halten, auf dem Alten Nördlichen Friedhof wirken sie wie eine Aufforderung, das Leben zu feiern: Lass es dir gut gehen, solange du kannst.
Auf dem Friedhof an der Arcisstraße wird niemand mehr beerdigt, und doch ist er noch immer ein Ort des Gedenkens an die Toten. Aber er ist auch ein Park, in dem ungewöhnliche Pflanzen und seltene Tiere leben und der den Menschen zur Erholung dienen soll, sofern diese in kultivierten Bahnen verläuft.
Die Nazis haben den Friedhof 1939 stillgelegt, weil er ihren städtebaulichen Plänen im Weg stand. 1943 fanden die letzten Beerdigungen statt. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Grabanlagen, insbesondere die prachtvollen Arkaden, weitgehend zerstört.
Auf dem Friedhof an der Arcisstraße wird niemand mehr beerdigt, und doch ist er noch immer ein Ort des Gedenkens an die Toten. Aber er ist auch ein Park, in dem ungewöhnliche Pflanzen und seltene Tiere leben und der den Menschen zur Erholung dienen soll, sofern diese in kultivierten Bahnen verläuft.
Die Nazis haben den Friedhof 1939 stillgelegt, weil er ihren städtebaulichen Plänen im Weg stand. 1943 fanden die letzten Beerdigungen statt. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Grabanlagen, insbesondere die prachtvollen Arkaden, weitgehend zerstört.
Unversehrt aber blieb die Grabstätte des Bildhauers Michael Wagmüller. Auf einem Sarkophag sitzt ein marmorner Engel, der ein kleines Kind umfängt. Wagmüller hatte die Skulptur für seine früh gestorbenen Töchter geschaffen. Sie wurde sein eigenes Grabmal.