Ihre Wohnung liegt im vierten Stock. Die Küche ist eng, und im Schlafzimmer steht bloß ein schmales Bett. Im Wohnzimmer ein abgetretener Teppich, ein Sofa, daneben zwei Bücherregale. Reiseführer für New York, London, Hongkong. Es ist Ende April. Vor Hedwig Schwarz liegt ein Zettel, auf den sie notiert hat, was sie sich noch vom Leben erhofft.
Ganz oben steht: dass jemand sagt, wir sorgen für ein würdevolles Sterben ohne Schmerzen, auf einer Palliativstation.
Durch die geöffnete Balkontür weht Luft herein, unten, im Garten hinter dem Haus in München-Schwabing, hat eine Nachbarin vor ein paar Wochen rote Tulpen gepflanzt. Die Blumen hat Hedwig Schwarz noch nicht gesehen, weil jeder Schritt mühsam ist, seit sie damals im Kino einen Sekundenbruchteil nicht aufpasste, stolperte und die Treppe hinunterstürzte. Sie brach sich Oberschenkel und Hüfte.