Buch Zwei

Es wird eng

Bis 2050 könnten zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben. Was das für das westafrikanische Niger, aber auch für Europa bedeutet.

Von Kathrin Schwarze-Reiter und Roland Preuss

Ich habe nur vier“, sagt Salamatou Baubacan. Vier Kinder tauchen aus der kreisrunden Ziegelhütte auf, stellen sich neben ihre Mutter, blinzeln unter dem Strohdach in die vom Himmel sengende Mittagssonne. Vier Kinder, das klingt immer noch beachtlich für eine gerade 20-Jährige. Doch dann treten Kind Nummer fünf, Kind Nummer sechs und Kind Nummer sieben durch die Wellblechtür: Wenn Fremde, noch dazu Weiße, sie danach fragen, ist Salamatou Baubacan ihr Kinderreichtum ziemlich unangenehm. Sie verschweigt dann die Hälfte ihres Nachwuchses.

Reich, im traditionellen Sinne: Die 20-jährige Salamatou Baubacan aus Kollo mit ihren Kindern.

Luise Aedtner

Reich, im traditionellen Sinne: Die 20-jährige Salamatou Baubacan aus Kollo mit ihren Kindern.

Tatsächlich hat die junge Frau aus Niger bereits acht Kinder auf die Welt gebracht, das erste starb noch im Mutterleib, die Jüngsten sind Zwillinge. Ihre Eltern hatten Salamatou Baubacan mit elf verheiratet, mit 13 wurde sie zum ersten Mal schwanger. Nach ihren eigenen Wünschen hat sie nie jemand gefragt. Inzwischen ist sie 20 und immer noch jung, ihr Mann ist schon 42. Salamatou Baubacan wird weitere Kinder bekommen: „Für uns gibt es keine Grenze. Inschallah, so Gott will, werden wir noch mehr Kinder bekommen.“ Verhüten? Kommt nicht infrage. Die Familie lebt im Landkreis Kollo, im ländlichen Niger gelten Kinder als Arbeitskräfte, Statussymbol und Altersversorger. Reich ist hier nicht, wer viel Geld sein eigen nennt. Reich ist, wer viele Kinder hat. Kinder verschaffen den Eltern Respekt. 

.er-layer--intro{background-image:url(_article_intro_image_desktopw1920h1920q80-6895de031fb5576a.jpg);}.er-parallax--intro{background-image:url(_article_intro_image_desktopw1920h1920q80-6895de031fb5576a.jpg);background-size:cover;}