Die neue Normalität

Das Schlimmste scheint überwunden zu sein. Wir greifen nach dem Leben, wie wir es vor Corona geführt haben. Aber wollen wir das wirklich? 

Von Nils Minkmar

18. Juni 2021 - 18 Min. Lesezeit

Der belgische Maler René Magritte unternahm eines Tages ein kleines Experiment. Seine Frau war mit einer Freundin ausgegangen, und der Mann dieser Freundin sollte sie im Hause von Magritte abholen. Die Damen verspäteten sich, und Magritte bat den Herrn höflich hinein, ließ ihm den Vortritt in Richtung des Wohnzimmers. In dem engen Flur holte Magritte aus und verpasste seinem Besucher ohne Vorwarnung, Anlass oder Kommentar einen Tritt in den Hintern. Und der reagierte so, wie Magritte es vermutet hat: Er tat, als sei nichts gewesen. Ging weiter, nahm Platz, trank Tee und plauderte. Aus solchen Beobachtungen nährte sich der Surrealismus: Der Wahnsinn tobt, aber alle tun, als wenn nichts gewesen wäre.