Mein Onkel, der Soldat 

1945 wird ein 23-jähriger Kampfflieger über Holland abgeschossen und bleibt verschollen - bis der Vater unserer Autorin 73 Jahre später einen Brief aus den Niederlanden erhält. Eine Geschichte über Krieg, Schuld und Versöhnung.

20 Minuten Lesezeit

Von Renate Meinhof

Der Sarg ist klein wie der eines Kindes. Hell das Holz, oben breit gezimmert, zu den Füßen hin wird er schmaler, eine Kiste ohne Schmuck. Nur da, auf der Höhe des Herzens, wo es einmal geschlagen hat, Hannis Herz, von dem nur mein Vater noch sagen kann, er habe es pochen gehört, wummern in heißen Sommern, nach dem Toben im See, hämmern, wenn sie turnten am Reck, das im Pfarrgarten stand – da also, auf Herzhöhe, ist ein Schild aus Messing festgeschraubt. „Hans-Gottfried Meinhof“, steht darauf, „Oberleutnant, * 10. 6. 1921 † 1. 1. 1945.“

Dies ist die Geschichte eines wiedergefundenen Bruders. Der Krieg hatte ihn verschluckt. Kein Grab, kein Name, nirgends. Kampfflieger war er, Bomberpilot, dann Jagdflieger, eines von sechs Geschwistern meines Vaters, der als Einziger noch am Leben ist. Geboren 1928, der Jüngste. 

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